Das Coronavirus. Sein Sinn, die Autoren und dessen Herren. Teil IV

1

(Die vorhergehenden Teile finden Sie hier: Teil ITeil II, Teil III)

Die eklatante Tatsache, dass es sich bei COVID-19 in erster Linie um eine massive Operation handelt, die darauf abzielt, die Menschen entgültig zu entmenschlichen, ist für eben diese Menschen noch nicht ganz offensichtlich.

Die moderne Elite ist eine Gemeinschaft von sehr mächtigen Menschen, die meist auf die Privatisierung des sowjetischen Erbes ausgerichtet sind. Warum sind sie mächtiger als andere? Weil sie gut sehen, wo es etwas gibt, was privatisiert werden kann. Sie besitzen alle notwendigen Eigenschaften, um einen Leckerbissen zu erbeuten. Sprung — geschafft! Da ist sie, die Beute!

In den Reaktionen auf frühere Folgen der Sendung «Der Sinn des Spiels» zum Thema Coronavirus wurde unter anderem meine besondere Informiertheit bezüglich aller Geschehnisse besprochen.

Was ist überhaupt eine besondere Informiertheit? Es ist entweder der Zugang zu geheimen Informationen, die Geheimdienste oder private Nachrichtendienste erhalten. Oder es ist das Vorhandensein eines eigenen Aufklärungsdienstes, der in der Lage ist, sich irgendwo einzuschleusen, um solche Informationen zu erlangen. Oder es ist der Kontakt mit denen, die diese Informationen haben. Oder… oder es ist genau das, was ich demonstriert habe, basierend auf den Daten, die ein großes Forschungsteam gesammelt hat. Dieses Team ist imstande, mit öffentlich zugänglichen Informationen so zu arbeiten, dass bestimmte Sachen, die für andere nicht sichtbar sind, zugänglich werden, wodurch diese ganz besondere Informiertheit entsteht.

Wie genau arbeitet man also mit Daten? Man erhält nicht irgendwelche speziellen Informationen für lau, die jemand beschafft, sondern man arbeitet mit realen Daten; mit den Daten, die jeder hat. Wie kann man damit auf eine besondere Weise arbeiten, um diese Informationen zu gewinnen und genau diese besondere Informiertheit aufzuweisen?

Als erstes gilt, in dem trüben Informationsfluss, der immer zu viel und zu unzuverlässige Information bietet, die wirklich wertvolle Information aufzufangen. Die gibt es. „Poesie ist ähnlich dem Abbau von Radium.“ Diese Informationen sind da, aber es ist schwer, sie abzusondern. Eine grundlegende Eigenschaft der heutigen Welt ist, dass sie nicht auf einer Knappheit, sondern auf einem Überschuss an Informationen beruht. Die Informationsflüsse sind exzessiv und sie sind immer trüb. Und wenn Medien auf ein Super-Ereignis reagieren, dann wird dieser Informationsfluss sowohl außerordentlich überfüllt als auch außerordentlich unzuverlässig.

Man braucht also kein Heer von James Bonds, um etwas zu verstehen. Es ist notwendig, ein großes Team zu haben, das bereit ist, hart daran zu arbeiten, die verfügbaren frei zugänglichen Informationen zu sortieren. Es sei noch einmal wiederholt, dass die Rede von Angaben ist, die aus seriösen offenen Quellen stammen.

Natürlich ist das nicht alles. Wertvolle Informationen erhält man auch bei großen Skandalen zwischen konkurrierenden Elitegruppen. In diesen Fällen beginnen die Gegner, geheime Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie machen es selbst. Sie verwandeln das Geheime in das Offene. Die Besitzer der Informationen selbst sind gezwungen, diese Geheimhaltung in irgendeiner Weise zu brechen – zumindest während des Skandals, und zu berichten, dass die und die Behörden, zum Beispiel, diese und jene Untersuchung mit diesen und jenen Ergebnissen durchgeführt haben.

Aber auch das ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, mit wem man arbeitet. Arbeitet man allein? Arbeitet man mit zufälligen Menschen? Arbeitet man mit irgendwelchen vorbefassten Menschen zusammen, die auf die Schnelle ein Ergebnis haben wollen? Oder hat man ein großes, zuverlässiges Team, das wirklich hinter der Wahrheit her ist, das bereit ist, sehr hart zu arbeiten, um etwas Sinnvolles aus dem riesigen schlammigen Strom herauszufiltern?

Diese Menschen müssen nicht nur einander nahestehen. Sie müssen nicht nur frei von privaten Engagements usw. sein. Sie müssen auch eine gemeinsame Methodik haben, eine gemeinsame methodische Vorbereitung. Und zwar eine solche, die in der ganzen Welt als interdisziplinär, metadisziplinär, multidisziplinär bezeichnet wird.

Ich erinnere mich, wie ich mich mit dem Leiter einer großen ausländischen Einrichtung unterhielt, die sich selbst als multidisziplinäres College zur Ausbildung multidisziplinärer Fachkräfte bezeichnete. Als ich diesem sehr zuverlässigen, anständigen und klugen Mann erzählte, was wir tun, reagierte er folgendermaßen: „Das können nur Russen“.

Ich erwiderte, „Aber wie kann es sein, du nennst doch deine Einrichtung multidisziplinär“.

Darauf sagte er, „Nun, ja, multidisziplinär – in dem Sinne, dass wir wirtschaftliche, finanzielle und politische Aspekte dieses oder jenes Problems gleichzeitig untersuchen. Das ist aber auch alles. Solche ganzheitlichen Bilder zu schaffen, wie ihr das tut… na ja, erstens, das kannst nur du, das ist eine Kunst, und das kann man nicht lehren“.

Ich sagte, „Und wie haben Handwerksmeister in der vorindustriellen Zeit Lehrlinge ausgebildet?“

Er fuhr fort: „Und, zweitens, der Westen hat nichts damit zu tun. Und wenn doch, dann wird dieses Wissen auf einen extrem engen Kreis beschränkt. Die westliche Welt ist überhaupt nicht daran interessiert, große Colleges zu eröffnen, die wirklich multidisziplinäre Forschung lehren würden.“

Ich wiederhole: Wirtschaft, Finanzen, Politik. Schluss. Das ist das Maximum. Das ist bereits zu viel.

In der Sowjetunion gab es eine Kultur der fachübergreifenden Forschung. Sie wurde entwickelt und gepflegt, ich war an diesen Entwicklungen beteiligt. Und ich habe das, was ich gelernt habe und was ich in der Zeit nach der Sowjetunion verbessert habe, an eine große Gruppe von Menschen weitergegeben. Und es ist nicht nur das Wissen. Es ist auch eine Art zu arbeiten. Man kann nie so viel auf einem Gebiet verstehen wie ein Fachmann, der auf seinem Gebiet bewandert ist, der sein Leben lang in seiner schmalen Nische gearbeitet hat. Man sollte auch nicht versuchen, so viel zu verstehen. Daraus wird nichts.

Aber man muss lernen zu verstehen, wer wirklich etwas von der Materie versteht, lernen, diese Menschen zu erkennen und mit ihnen in einer anständigen Sprache zu kommunizieren. Man muss eine Schnittstelle zwischen deren Sprache, in der sie ihr spezielles Wissen ausdrücken, und einer Sprache, die man selbst versteht, finden. Mit diesem Verständnis muss man das an die Gesellschaft weitergeben. Und das ist ein Problem für sich.

Ein Experte, der die Qualität der Fachleute, auf deren Aussagen er sich stützen muss, nicht einschätzen kann, und der die fachlichen Besonderheiten nicht schnell genug erfassen kann, um einen Fachmann zu verstehen, statt ihn zu ersetzen, ist also kein Experte, sondern ein verwirrter Sammler von diversen Informationen. Ob wir es wollen oder nicht – er ist ein Aasfresser.

Solch ein Sammler-Aasfresser kann mit einer wichtigen Miene über etwas sprechen, bevor es zu heiß wird. Aber er ist zum Äußersten verwirrt – ich versichere Ihnen, ich weiß, wovon ich rede – angesichts eines ernsthaften Falls. Ich habe das alles schon gesehen. Da ist es gleich, worum es geht: ob um Tschernobyl, das Spitak-Erdbeben, einen größeren zwischennationalen Konflikt, ein Konfliktherd oder ein Coronavirus. Es gibt keinen Unterschied. Es entsteht sofort Verwirrung, weil man aufhören muss zu plappern und anfangen muss, Lösungen anzubieten. Diese Möglichkeit hat man aber nicht und das Einzige, was rauskommt, ist Müll. Müll ist gut, wenn man gackert und darin wühlt, aber wenn man ihn offenlegt, sieht ihn jeder, und er macht einen unangenehmen Eindruck. Dann sollte man lieber entweder schweigen oder so an der Oberfläche gleiten, dass keiner etwas versteht. Aber mit einer wichtigen Miene.

In jedem Fall beinhaltet das Verstehen von etwas Komplexem (und das Coronavirus ist eine sehr komplexe Angelegenheit) zumindest die Möglichkeit, Informationen aus verschiedenen Sachgebieten zu koppeln. Allgemein gesehen betreten wir das Zeitalter der Komplexität. Diese Komplexität beruht auf einer Heterogenität. Diese Vielfalt in einem einheitlichen Wissen zu vereinen hat die Welt nicht gelernt. Das ist kein Nebenproblem, es ist das Hauptproblem, von dem das Schicksal der Wissenschaft und damit das Schicksal der Menschheit abhängt.

Was haben wir jetzt? Wir haben eine Situation, in der jeder dieser verschiedenen Bereiche seine eigene „Sprache“ spricht. Seinen eigenen „Jargon“, seine eigene Art, Geschehnisse zu verstehen. Die Sprache jedes dieser verschiedenen Bereiche unterscheidet sich qualitativ von der Sprache des benachbarten Bereiches…

Bin ich jetzt dabei, eine Wahrheit zu enthüllen, die niemand kennt? Im Gegenteil: Alle sind sich dieser Wahrheit bewusst, nur vergisst man das von Zeit zu Zeit. Aber lassen Sie uns, zumindest innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die Hand aufs Herz legen und offen sagen, dass der Biophysiker den Biochemiker schon lange nicht mehr versteht. Er versteht ihn nicht! Aber er tut so, als würde er ihn verstehen. Und der Molekularbiologe versteht den Epidemiologen nicht.

Diese Menschen können, wenn sie sich begegnen, etwas „im Allgemeinen“ besprechen. Aber wenn sie versuchen, nicht „allgemein“, sondern „rein spezifisch“ etwas zu besprechen, bedienen sie sich ab diesem Moment jeder seiner eigenen Sprache und hören auf, einander zu verstehen. Sie können höchstens die abschließende Bewertung verstehen, die nicht in einer speziellen, sondern in einer allgemeinen Sprache erfolgt.

Sobald es aber darum geht, ein Verständnis für etwas zu erlangen, das mehrere Bereiche gleichzeitig betrifft, wird das Problem des Auseinandersetzens an sich – und erst recht der Vermittlung der erhaltenen Informationen an die Gesellschaft – extrem akut, wenn nicht gar zur Sackgasse. Alle Arbeitsgruppen, amtsübergreifenden Kommissionen und sonstigen Gremien, die zur Lösung eines solchen Problems einberufen werden, offenbaren ihre Unfähigkeit dazu. Nicht in dem Sinne, dass jeder der versammelten Menschen völlig unfähig ist. Jeder für sich ist völlig handlungsfähig. Aber zusammen ergeben sie nichts. Sie sind eine Anordnung von Einzelheiten, nicht ein Ganzes.

Wenn der Mangel an gegenseitigem Verständnis auf der Ebene einer allgemeinen transdisziplinären Methodik abgemildert werden kann, kann auf methodischer Ebene viel getan werden. Bis zu einem gewissen Grad kann man die schreckliche und erschreckende Blindheit überwinden. Man kann das Augenlicht wiederfinden, zumindest auf der intellektuellen Ebene. Oder intelligiblen, wie Husserl es ausdrückte.

Das lässt sich erweitern bis hin zu anderen Arten des Sehens, des Erlebens und des Erwachens – das ist nämlich das Hauptproblem der Menschheit, das durch die Situation mit dem Coronavirus offengelegt wurde.

Und das ist das Hauptproblem der Wissenschaft im 21. Jahrhundert, das, ich betone es noch einmal, durch alles, was diese immer engere Subspezialisierung hervorbringt, monströs verschlimmert wird. Denn ein seriöser Virologe oder Genetiker kann wirklich etwas Wertvolles mitzuteilen haben, aber in einer für die Gesellschaft absolut unverständlichen Sprache, bezogen auf ein sehr enges Gebiet, an dem er seit Jahrzehnten gearbeitet hat. Genau das erwartet man von ihm in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Dafür wird er geschätzt, denn er schuftet seit 30 Jahren auf diesem engen Gebiet und hat seriöses Wissen. Aber wenn er über sein enges Feld hinausgeht, ist er verloren. Auch die benachbarten Felder sind ihm völlig fremd. Sobald er sie diskutieren muss, fällt er in die tiefste Verwirrung.

Und wenn er sie mit der Öffentlichkeit diskutieren muss, zum Beispiel im Fernsehen, dann wird die Verwirrung so extrem und offensichtlich, dass sie zu einer schweren Ablehnung durch die Gesellschaft führt. Wir alle haben das mit eigenen Augen beobachtet, wenn Experten, Leiter von wissenschaftlichen Instituten und andere Personen im Fernsehen auftraten und sie aufgefordert wurden, die Position der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft zu vertreten. Meistens waren ausgerechnet sie besonders wenig überzeugend. Da sie aber von den Fernsehzuschauern gewissermaßen mit der gesamten Wissenschaft gleichgesetzt werden, nimmt das Publikum ihre Schwäche als die Schwäche der Wissenschaft als solche wahr.

Darüber hinaus gibt es auch Fragen, abgesehen von ganz speziellen, die man absolut professionell untersuchen kann, wenn man etwas wirklich verstehen will, ohne ein Spezialist in diesem Bereich zu sein. Solche Fragen erfordern Gedankenarbeit, Logik, einen ganzheitlichen Ansatz, ein gewisses Verständnis dafür, dass man seinen Kopf bestimmungsgemäß benutzen muss, um die Dinge wirklich zu durchdenken.

Ich wiederhole: Es gibt Fragen, die man unmöglich diskutieren kann, ohne ein Spezialist zu sein und ohne den Dialog mit Spezialisten auf dem Gebiet richtig führen zu können, es gibt aber auch Fragen, die man diskutieren kann. Und das sind ernsthafte Fragen.

Ich möchte eine solche offensichtliche Frage diskutieren, auf die ich bereits aufmerksam gemacht habe, als eine solche Diskussion als „muddying the waters“ galt (mit Anschuldigungen wie „Wem spielen Sie da in die Hände?“, „Machen Sie keine Andeutungen, sondern kommen Sie zum Punkt“, „Was wollen Sie wirklich?“). Auf meinen Vorschlag, einfach den Kopf einzuschalten, war die Antwort, wir würden „das Wasser trüben“ und so weiter.

Mittlerweile werden die Dinge, über die ich von ganz allgemeinen Positionen aus gesprochen habe, von allen Experten diskutiert.

Was meine ich damit? Ganz allgemein und ohne jede Vereinfachung gesprochen, kann man Folgendes verstehen.

Die Menschheit lebt mit der Last verschiedener Krankheiten. Sie kämpft gegen diese Krankheiten. Für die Bekämpfung jeder dieser Krankheiten (wie Tuberkulose, Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Gefäßkrankheiten usw.) werden bestimmte Ressourcen bereitgestellt. Dies ist Geld. Aber auch etwas anderes. Das ist geschultes Personal, das ist eine spezialisierte Infrastruktur, das ist Ausrüstung, das ist eine riesige Anzahl von Dingen, die man zusammen als die Summe der Ressourcen bezeichnen kann, die zur Bekämpfung einer bestimmten Krankheit – Krankheit X, Y, Z und so weiter – bereitgestellt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Produktion von Medikamenten. Entschädigung für Spezialisten, und vor allem — ihre langwierige Ausbildung.

Diese Ressourcen werden unter denjenigen verteilt, die Menschen mit verschiedenen Krankheiten behandeln. Und plötzlich taucht eine neue Krankheit auf: das Coronavirus.

Was sollte in dieser Situation getan werden? Theoretisch sollten wir alles, was mit anderen Krankheiten zu tun hat, auf dem gleichen Niveau der Unterstützung belassen, wie es war. Und für eine neue Krankheit — COVID-19 — müsste man völlig neue Ressourcen bereitstellen. Dazu gehört die Herstellung von Medikamenten, Impfstoffen usw., die Schaffung neuer medizinischer Einrichtungen, Schulungen und alles andere. Aber eine dermaßen vielfältige und neuartige Unterstützung zur Bekämpfung einer neuen Krankheit in kurzer Zeit zu schaffen, ist eigentlich unmöglich.

Also, entweder hat man eine Art Reserve, die immer einsatzbereit ist. Und man ist in der Lage, diese Reserve mit ihren menschlichen, industriellen, infrastrukturellen und intellektuellen Komponenten schnell auf die Bekämpfung der neuen Krankheit auszurichten, was eine grundsätzlich schwierige Aufgabe ist. Das ist eine Art massiver Krisenreaktionsdienst, eine Art medizinische Spezialeinheit.

Oder man beginnt, die Ressourcen zugunsten der neuen Gefahr umzuverteilen. Aber dann beginnen die alten Gefahren zuzunehmen. Und Sie müssen den Nutzen, den Sie aus dieser Umverteilung ziehen können, mit den daraus resultierenden Verlusten vergleichen, die sie erzeugt.

Wenn der Nutzen größer ist als der Schaden, dann tun Sie es, wenn auch mit einem wunden Herzen.

Und wenn der Nutzen geringer ist, dann tut man es nicht.

Was ist also mit dem Coronavirus passiert?

Zunächst einmal sagten die postsowjetischen Reformer des russischen Gesundheitswesens, dass keine Reserven nötig seien. Dass diese Reserven nicht lebensnotwendig sind. Dass davon nicht das Schicksal der Menschheit abhängt. Dass das alles „Kommunisten-Schwachsinn“ sei. Das haben sie gesagt. Dass dieses ganze System, das in der Lage ist, diese Spezialkräfte zu verlegen und in Bereitschaft zu halten, und das ist eine sehr schwierige Angelegenheit… Wissen Sie, wie schwierig es zum Beispiel ist, die Leute in den Atomkraftwerken, die im Ernstfall sofort in Aktion treten sollen, in Bereitschaft zu halten? Denn auch die restliche Zeit muss produktiv verbracht werden. Wenn sie untätig herumsitzen, kann man sie nicht aktivieren. Wenn man sich eine fiktive Arbeit für sie ausdenkt, werden sie trotzdem nicht aktiviert. Spezielle Gruppen müssen mit ihnen arbeiten. Das Gleiche gilt für diese riesige, komplexe Reserve. Die muss eingesetzt werden, bevor man es schafft, bis Drei zu zählen. Das nennt man Mobilmachungseinsatz. Nur nicht im Krieg, sondern auch in einer Katastrophe.

Also, das sowjetische System hat solche Reserven geschaffen. Weil der Staat zentralisiert war, und weil er an Schwierigkeiten gewöhnt war, mit seinem wachsamen Verständnis, dass Schwierigkeiten immer noch möglich waren (die Generation, die den Großen Vaterländischen Krieg erlebte, lebte und arbeitete noch), schließlich aufgrund der Tatsache, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg Korea gab, dann Vietnam und Kuba, und alles andere, was morgen explodieren konnte – aufgrund all dessen hielt dieses System es zusammen. Nicht ideal, aber es hat funktioniert. Und es hatte Reserven.

Dann kamen die Kostenoptimierer und sagten: „Was ist das? Wozu brauchen wir das? Was macht ihr alle hier? Geld vergeuden?“

Und die Optimierer fingen an, diese, aus ihrer Sicht überschüssigen, Reserven brutal zu verwüsten. Und es steckte eine gewisse Philosophie dahinter: Es ist schon alles gut, jetzt, wo die „Kommis“ weg sind, wird es keine Konflikte mehr geben, und es wird ja nur noch besser werden. Das nennt man „lineare Fortschrittstheorie“: vom Guten zum Besseren. Und ich behaupte verantwortungsvoll, dass diese „Optimierer“ neben ihrer Mentalität auch ein offensichtliches wirtschaftliches Interesse hatten.

Die heutige Elite ist keine Gemeinschaft von schwachen Individuen. Und lassen Sie diese primitiven Slogans der Opposition, der Kommunisten, der Linken usw. Es ist einfach beschämend, denn jedes Mal, wenn sie darüber schrien, wie schwach Jelzin sei, schlug er sie alle mit links nieder. Es stellte sich heraus, dass diejenigen, die besonders lautstark waren, selbst arme Schwächlinge sind. Warum musste man dann schreien? Es wäre besser, die Stärken in Jelzin zu erkennen, und nicht nur in ihm. Warum den Feind herunterspielen? Warum dieses seltsame Spiel? Kurzum: Wer sagt, dass die heutige Elite aus schwachen Individuen besteht, lügt, und das ist beschämend.

Ich sage etwas anderes. Ich sage, dass die Elite eine Gemeinschaft von sehr starken Persönlichkeiten ist, die hauptsächlich auf die Privatisierung des sowjetischen Erbes ausgerichtet sind. Warum sind sie stärker als andere? Weil sie gut sehen, wo und was privatisiert werden kann. Sie haben sehr gute Augen und sehr gutes Verständnis, wenn es darum geht, wo etwas Passendes liegt, in welcher Form und wie viel. Sie haben alles in sich, um an die entdeckten Leckerbissen heranzukommen. Schwupp, schon haben sie es! Die Beute ist in der Hand!

Das ist übrigens eine spezielle Eigenschaft, dieses Raubtierpotential. Sie können verdauen, was sie erbeutet haben. Sie haben eine Sehkraft von 20/20, ihre Reaktion ist ausgezeichnet, ihre Muskeln sind stark. Aber das sind alles Eigenschaften, die sich speziell auf die Privatisierung beziehen. Die wissenschaftliche Bezeichnung dafür ist: „Elite der ursprünglichen Kapitalakkumulation“. Wenn die ursprüngliche Akkumulation kriminell ist, dann ist sie die Elite einer kriminellen ursprünglichen Akkumulation.

Und diese Elite lehnt alles ab, was über diesen Rahmen hinausgeht, den ich gerade skizziert habe (sehen, analysieren, springen, greifen, wegziehen und essen). Natürlich lehnt sie auch die Moral ab. Aber sie lehnt auch langfristige strategische Verantwortung ab. Und mehr noch, sie lehnt alles ab, was mit irgendeinem abstrakten Nutzen zu tun hat – für die Nation, oder was auch immer.

Warum lehnt sie es ab? Weil es eine Last ist, weil es sie beim Fressen stört. Es ist unvereinbar mit dem Erfolg, wie er durch die strategische Formel der Privatisierung definiert ist. Diejenigen, die mit all dem belastet sind („Man kann doch das nationale Interesse nicht vergessen!“, „O Gott, und was ist mit der Moral?“, „Gott, wie armselig!“ usw.), werden ins Abseits gedrängt. Diejenigen, die von dieser Last befreit sind, triumphieren durch die Privatisierung.

Das nennt man „gezielte Auswahl unter Anwendung bestimmter Erfolgskriterien“. Das ist es, was wir haben, und es ist viel schlimmer als das leere Gerede von „schlecht gebildeten Menschen und Schwächlingen an der Macht“. Kommen Sie doch endlich zur Vernunft! Machen Sie die Augen auf! Sehen Sie, wo Sie sind. Das Coronavirus hat alles entblößt. Sehen Sie es sich genau und ehrlich an. Haben Sie keine Angst.

Sie haben also mit einem erfolgreichen Elitevertreter zu tun, der die Schule dieser speziellen Selektion hinter sich hat und nun diese Reserven entdeckt. Der Elitevertreter fragt: „Lässt sich diese Reserve wirklich nicht einsacken?“

Man erwidert ihm, dass diese Reserve nur für den Fall der Fälle existiert, für den Notfall.

Der Elitevertreter lacht ihnen einfach ins Gesicht und sagt: „Pah, so ein Schwachsinn! Reserven für den Notfall – das sind doch alles nur die Ideen von diesen idiotischen Kommunisten. Jetzt haben wir es gut, und wir werden es noch besser haben. Die Zeit ist gekommen, nur für das Hier und Jetzt zu leben.“

Es gab einmal ein bestimmtes großes Krankenhaus in Moskau, ich werde nicht sagen, welches (es hat schließlich überlebt). Dieses Krankenhaus hatte etwas, das die Privatisierer nicht zu schätzen wussten – eine immaterielle Ressource: Traditionen, Spezialisten und ihre Schule. All das hat in den Augen des Privatisierers keinen Wert.

Und was ist wertvoll? Was sieht er? Er sieht ein großes Grundstück innerhalb der Stadt, gut angelegt – hier wachsen die Blumen, da die Bäume. Und er überlegt schnell, wie viele Einfamilienhäuser auf diesem Grundstück gebaut, zu welchem Preis sie verkauft werden können, und wie viel er dafür kassieren könnte.

Dann fragt er: „Brauchen wir dieses Krankenhaus? Wir brauchen es nicht. Wir können hier etwas Profitables haben, und du erzählst mir etwas von irgendwelchen Traditionen, irgendeiner Expertise, irgendeiner Schule…“

Dieses Krankenhaus, von dem ich jetzt spreche, wurde mit großer Mühe vor den Privatisierern gerettet. Wir haben es geschafft, dieses eine zu retten, aber was ist mit den anderen?

Sagen wir, wir haben eine Akademie der Wissenschaften, und sie stellt einen gewissen nichtmateriellen Reservewert dar. Zum Beispiel Menschen mit einer besonderen Art von Intelligenz, die eine enorme Erfahrung, Leistungen und mehr besitzen. Was bedeutet das für einen Privatisierer? Nichts. All das existiert in seinen Augen nicht. Für ihn gibt es nur Immobilien, Finanzierungen und andere „Goodies“. Mit einem Privatisierer über humanitäres Potenzial, über immaterielle Werte, über intellektuelles Kapital zu sprechen, ist so, als würde man ein Krokodil bitten, der Antilope, die es gerade fressen will, brüderliche Liebe zu erweisen.

Deshalb wird alles, was für den Privatisierer keinen Wert hat, zu Ehren der Privatisierung zerstört. Das heißt, zu Ehren des gröbsten, primitivsten materiellen Besitzerwerbs, auf den die Elite alles reduziert. Dieses Besitzerwerbs halber kann sie Nuancen, Intellekt und Mut und eine eigenartige Energie an den Tag legen. Aber nur des Besitzerwerbs halber. Das ist eine Rückläufige Entwicklung, verstehen Sie? Das ist es, womit wir es zu tun haben, nicht mit Schwäche.

Ein Privatisierer ist kein Feigling. Er ist ganz und gar kein Feigling. Er hätte keine Angst vor heftigem Angriff eines Konkurrenten. Aber er hat seine höheren Funktionen als unnötig abgelegt. Und da er sie abgelegt hat, weiß er nichts von dem, was nur mit Hilfe dieser Funktionen beantwortet werden kann. Er hat sie nicht. Deshalb hat er Angst vor allem Unbegreiflichen. Das schließt alles ein, was jenseits des primitiven materiellen Profits liegt.

Plötzlich passiert da etwas Böses. Und es droht, ihn und diejenigen, die ihm nahe stehen, zu treffen. Er kann ja krank werden, verdammt noch mal! Es gibt auch keine Reserveressourcen, denn sie sind alle vom Privatisierer und Leuten wie ihm verbraucht worden. Was wird er tun, wenn dieses unbekannte Viech ihn bedroht? Er wird die Ressourcen so umverteilen, dass er sie zur Bekämpfung dieses unbekannten Drecks einsetzen kann. Und woher sie entnommen werden sollen — das ist nicht mehr wichtig. Woher auch immer! Wenn Du mit einem Messer bedroht wirst und an der Wand ein geniales Gemälde von Raffael hängt, nimmst Du es und benutzt es als Waffe. Es ist doch nur ein Stück Stoff, wie auch immer…

Kurzum, der Privatisierer nimmt diese Ressourcen aus der Kardiologie, Onkologie, usw. Dabei wird er von seinen Raubinstinkten geleitet — sie sind immer noch da. Was sagen ihm seine Instinkte? Nicht irgendein höherer Intellekt, den er als etwas Nutzloses aufgegeben hat, sondern Instinkte, die gut entwickelt sind. Sie sagen, dass die Dinge schlecht stehen und dass man seine eigenen Kapazitäten für magere Zeiten braucht, finanziell und anderweitig. Das heißt, man braucht einen Notgroschen. Man braucht ihn. Wie bekommt man ihn? So, wie man es nun mal gelernt hat.

Also diese Ressourcen werden in einem noch viel größeren Ausmaß als üblich beschlagnahmt, sie werden aus der gesellschaftlich notwendigen Sphäre in die Sphäre des persönlichen Konsums gebracht. Das ist es, was unser Elitevertreter die vorigen Jahrzehnte über getan hat. Deshalb ist er auch erfolgreich, weil er gut darin war, Dinge zu stehlen. Er weiß nicht, wie man etwas anderes macht. Aber wenn in einer normalen Situation der persönliche Enteignungskoeffizient so um die 50% wäre, dann liegt er in dieser Situation bei 80% oder sogar bei 99%.

Und man muss kein Virologe, Molekularbiologe oder Genetiker sein, um zu verstehen, was ich sage. Das Einzige, was mir persönlich unverständlich ist, ist, wie das nicht verstanden werden kann. Wie Puschkins Salieri zu diesem Punkt sagte: „Für mich ist das so klar wie eine Dur-Tonleiter“.

Also, die Ressourcen werden umverteilt. Natürlich werden neue Mittel für die Bekämpfung des Coronavirus bereitgestellt. Doch dieses Geld wird besonders intensiv veruntreut angesichts der Sorgen um den Notgroschen „für magere Zeiten“. Man darf außerdem auch nicht alles aufs Geld reduzieren. Das ist die bevorzugte Lösung der heutigen Eliten. Wenn es ein schwieriges Problem gibt, sagen die Vertreter der Elite: „Dann nehmt doch das Geld! Was können wir sonst noch tun? Wir können euch nur Geld geben.“

Aber mit Geld kann man nicht schnell eine neue hochwertige Einrichtung bauen. Man versucht jetzt, alles von unnötigen Baunormen und Vorschriften zu befreien. Einige von ihnen sind eigens dafür gedacht, um Bestechungsgelder für das Erfüllen dieser Anforderungen zu kassieren. Aber die anderen sind wirklich notwendig, sonst fällt einem alles auf den Kopf.

Man kann auch nicht schnell neue qualifizierte Fachkräfte ausbilden usw.

Deshalb fangen sie an, alle Ressourcen für die Bekämpfung des Coronavirus umzuverteilen: bestehende medizinische Einrichtungen, medizinische Fachkräfte aus anderen Gebieten, und so weiter und so fort.

Aber wenn diese Ressourcen zugunsten der Coronavirusbekämpfung umverteilt werden, ein Teil der finanziellen Mittel inbegriffen, wie kann das ohne Verluste für die Sparten gehen, denen diese Ressourcen entzogen werden? Wie kann dies nicht zu Verlusten führen? Welchen Nutzen das für den Kampf gegen das Coronavirus bringt, ist eine andere Frage. Aber wie kann das nicht Schaden für die Gebiete verursachen, aus denen die Ressourcen abgezweigt werden — das bleibt absolut unklar. Schließlich waren diese Ressourcen aus einem bestimmten Grund da. Um eine bestimmte Anzahl von Menschen vor bestimmten Krankheiten zu bewahren, so wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und so weiter. Je größer die Ressourcen, desto mehr Menschen können gerettet werden. Natürlich ist das keine lineare Beziehung, aber dennoch. Und je weniger Ressourcen, desto weniger Menschen kann man retten. Und die Flexibilität bei einem solchen Systems ist sehr begrenzt.

Man muss also nur denken können, um zu verstehen, dass eine Umverteilung von Ressourcen unter Bedingungen, in denen nicht nur die einfachsten Ressourcen wie Geld, sondern auch andere Ressourcen – Infrastruktur, Produktionsanlagen, Personal und so weiter – benötigt werden, nicht ohne Schaden für Gebiete bleibt, denen diese Ressourcen entnommen werden. Und da es auch wahnsinnige Veruntreuungen und Unprofessionalität geben wird, wird der Nutzen für die Bekämpfung des Coronavirus minimal sein, und der Schaden durch die Umverteilung wird viel größer sein.

Und wenn Sie diese unerbittlich logische Überlegung vortragen, wird Ihnen gesagt: „Na und? Überlegungen, eine allgemeine Argumentation! Wo sind die Zahlen, wo sind die Beweise? Wo sind die maßgeblichen Urteile?“ — „Nach dem Newtonschen Gesetz wird dieser Stein auf Sie fallen und Ihnen den Kopf zerbrechen.“ — „Dann lass ihn doch! Was Sie hier über das Newtonsche Gesetz zu verkaufen versuchen, ist reine Spekulation und Manipulation!“

Nun, da wir haben, was wir haben, müssen wir auf all diese Ausrufe reagieren. Wir leben hier in dieser Realität. Sie ist von Natur aus unwiderruflich; und deshalb ist es notwendig, Geduld zu haben und immer wieder zu beweisen, dass zwei plus zwei vier ist. Und nur auf eines hoffen – dass diese steten Tropfen von Fakten den Stein der arroganten Weigerung der Eliten, irgendetwas zu verstehen, was über ihren zu engen „Privatisierungs“-Rahmen hinausgeht, irgendwann höhlen!

Hier beginne ich, diese „Tropfen“ zu diskutieren.

 

Wolf greift Hunde an von Abraham Danielsz Hondius. 1672

 

Genf, 11. Mai 2020. Auf der Website von UNAIDS – dem gemeinsamen UN-Programm zur Bekämpfung von HIV / AIDS – wurde eine gemeinsame Erklärung von UNAIDS und der Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht. Die Veröffentlichung liefert eine Menge wichtiger und konkreter Dinge. Es sind so viele „Tropfen“ in Form von konkreten Fakten, die an diesem Stein des arroganten Missverständnisses nagen, dass ich alles vorlesen möchte.

Es heißt: „Eine von der Weltgesundheitsorganisation und UNAIDS einberufene Modellierungsgruppe hat geschätzt, dass eine sechsmonatige Unterbrechung der antiretroviralen Therapie in den Jahren 2020-2021 in Afrika südlich der Sahara zu mehr als 500 000 zusätzlichen Todesfällen durch AIDS-bedingte Krankheiten, einschließlich Tuberkulose, führen könnte, wenn keine Anstrengungen unternommen werden, um Unterbrechungen der Gesundheitsdienste und der Versorgung während der COVID-19-Pandemie zu mildern und zu überwinden. Im Jahr 2018 starben in der Region schätzungsweise 470 000 Menschen an AIDS-bedingten Todesfällen.“

Das ist mehr als das Doppelte. Weiter heißt es,

„Es gibt viele verschiedene Gründe, die zu einer Unterbrechung der Dienste führen könnten – diese Modellierung macht deutlich, dass Gemeinden und Partner jetzt handeln müssen, da die Auswirkungen einer sechsmonatigen Unterbrechung der antiretroviralen Therapie die Uhr in Bezug auf AIDS-bedingte Todesfälle effektiv auf das Jahr 2008 zurücksetzen könnte, als mehr als 950 000 AIDS-bedingte Todesfälle in der Region zu verzeichnen waren.“

Das heißt, diese zusätzlichen 500 000 kommen zu den 470 000, die es jetzt gibt, dazu. Und es werden etwa 950 000 sein – so wie es vor 10 Jahren war.

„Und die Menschen würden noch mindestens fünf Jahre lang in großer Zahl an den Unterbrechungen sterben, mit einem durchschnittlichen jährlichen Überschuss an Todesfällen von 40 % in der nächsten halben Dekade. Darüber hinaus könnten die Unterbrechungen der HIV-Dienste auch einen gewissen Einfluss auf die HIV-Inzidenz im nächsten Jahr haben.

„Die schreckliche Aussicht, dass eine halbe Million Menschen mehr in Afrika an AIDS-bedingten Krankheiten sterben werden, ist wie ein Schritt zurück in die Geschichte“, sagte Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation.

„Wir müssen dies als Weckruf an die Länder verstehen, um Wege zu finden, alle lebenswichtigen Gesundheitsdienste aufrechtzuerhalten. In Bezug auf HIV haben einige Länder bereits wichtige Schritte unternommen und beispielsweise dafür gesorgt, dass die Menschen Großpackungen mit Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern, einschließlich Selbsttest-Kits, an Abgabestellen abholen können, was den Druck auf die Gesundheitsdienste und das Gesundheitspersonal verringert.“ Dies sind die Worte von Ghebreyesus.

Kommt Ihnen das nicht tragikomisch vor? Die Leute fangen an, sich selbst zu versorgen und selbst zu behandeln. Okay. Aber es gibt Orte, an denen selbst das fehlt. Und all das ist notwendig, um die Belastung der medizinischen Dienste und des Gesundheitspersonals auszugleichen. Warum sollte es ausgeglichen werden? Weil es auf ein anderes Problem übertragen wurde – COVID-19. Warum sonst sollte man die Belastung ausgleichen?

„’Wir von unserer Seite müssen sicherstellen, dass die weltweiten Lieferungen von Tests und Medikamenten weiterhin in die Länder fließen, die sie benötigen’, fügte Dr. Tedros hinzu.“

Ja, das müssen wir sicherstellen, aber das können wir nicht, weil alles umgelenkt wurde.

„In Afrika südlich der Sahara lebten im Jahr 2018 schätzungsweise 25,7 Millionen Menschen mit HIV und 16,4 Millionen (64%) nahmen eine antiretrovirale Therapie (das sind alles Aussagen von UNAIDS und der WHO – nicht von irgendwelchen Aussteigern, Alarmisten oder Dissidenten. – S. K.). Diese Menschen riskieren nun, dass ihre Behandlung unterbrochen wird, weil HIV-Dienste geschlossen sind oder nicht in der Lage sind, antiretrovirale Therapie zu liefern, weil die Lieferkette unterbrochen ist oder weil die Dienste einfach überfordert sind, weil sie konkurrierende Bedürfnisse haben, um die COVID-19-Reaktion zu unterstützen.“

Sie sagen Ihnen direkt, was los ist. Was müssen Sie noch hören? Sind diese Fakten nicht genug? Ich fahre fort mit dem Zitat.

 „’Die COVID-19-Pandemie darf kein Vorwand sein, um Investitionen in die HIV-Bekämpfung zu kürzen’, sagte Winnie Byanyima, Exekutivdirektor von UNAIDS. ‘Es besteht die Gefahr, dass die hart erarbeiteten Errungenschaften der AIDS-Bekämpfung dem Kampf gegen COVID-19 geopfert werden…’

Haben Sie das gehört?

 „Es besteht die Verlockung, die hart erarbeiteten Errungenschaften der AIDS-Bekämpfung zugunsten dem Kampf gegen COVID-19 zu opfern, aber das Recht auf Gesundheit bedeutet, dass keine Krankheit auf Kosten der anderen bekämpft werden darf.“ Dies sagte Winnie Byanyima.

Aber was kann getan werden? Was können wir hier mit den „Optimierern“ tun?

Ich zitiere weiter die Erklärung von UNAIDS und der WHO.

„Wenn die Behandlung eingehalten wird, sinkt die HIV-Viruslast einer Person auf ein nicht nachweisbares Niveau, wodurch die Person gesund bleibt und die Übertragung des Virus verhindert wird. Wenn eine Person nicht in der Lage ist, die antiretrovirale Arzneimittel regelmäßig einzunehmen, steigt die Viruslast an, was sich auf die Gesundheit der Person auswirkt und letztendlich zum Tod führen kann. Selbst relativ kurzfristige Unterbrechung der Behandlung kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit einer Person und ihr Potenzial zur Übertragung von HIV haben.

Für die Untersuchung wurden fünf Forschungsteams zusammengestellt, die mit unterschiedlichen mathematischen Modellen die Auswirkungen verschiedener möglicher Unterbrechungen der HIV-Test-, Präventions- und Behandlungsdienste durch COVID-19 analysierten.“

Haben Sie das gehört?

„Jedes Modell (ich weiß, was solche Modelle wert sind, aber trotzdem… – S.K.) untersuchte die möglichen Auswirkungen von Behandlungsunterbrechungen von drei oder sechs Monaten auf die AIDS-Sterblichkeit und HIV-Inzidenz in Afrika südlich der Sahara. Im Szenario der sechsmonatigen Unterbrechung reichten die Schätzungen der überzähligen AIDS-bedingten Todesfälle in einem Jahr von 471 000 bis 673 000, was es unvermeidlich macht, dass die Welt das globale Ziel für 2020 von weniger als 500 000 AIDS-bedingten Todesfällen weltweit verfehlen wird.

Kürzere Unterbrechungen von drei Monaten würden einen geringeren, aber immer noch signifikanten Einfluss auf die HIV-Todesfälle haben. Sporadische Unterbrechungen der Versorgung mit antiretroviraler Therapie würden zu fehlender Therapietreue führen, was die Ausbreitung von HIV-Medikamentenresistenz zur Folge hätte, mit langfristigen Folgen für den zukünftigen Behandlungserfolg in der Region.“

Sie haben also die Behandlung für kurze Zeit gestoppt, weil alle Ressourcen auf COVID-19 übertragen wurden, und während dieser Zeit hat das Virus aufgehört, auf die Medikamente zu reagieren, auf die es vorher empfindlich war. Das wird damit gemeint. Und was werden Sie dann als Nächstes tun? Werden Sie wieder anfangen, Medikamente zu geben, die nicht mehr wirken?

 „Unterbrochene Dienste könnten auch die Erfolge bei der Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV zunichtemachen. Seit 2010 sind die HIV-Neuinfektionen bei Kindern in Afrika südlich der Sahara um 43 % zurückgegangen, von 250 000 im Jahr 2010 auf 140 000 im Jahr 2018, was auf die hohe Abdeckung von HIV-Diensten für Mütter und ihre Kinder in der Region zurückzuführen ist. Eine Kürzung dieser Dienste durch COVID-19 für sechs Monate könnte zu einem drastischen Anstieg der HIV-Neuinfektionen bei Kindern führen, und zwar um bis zu 83 % in Mosambik, 106 % in Simbabwe, 139 % in Uganda und 162 % in Malawi.

Weitere signifikante Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die AIDS-Bekämpfung in Afrika südlich der Sahara, die zu zusätzlicher Sterblichkeit führen könnten, sind eine geringere Qualität der klinischen Versorgung aufgrund der Überlastung der Gesundheitseinrichtungen sowie eine Aussetzung der Viruslasttests, eine geringere Adhärenzberatung und ein seltenerer Wechsel des Medikamentenregimes.“

Das gilt für alles – nicht nur für AIDS!

„Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit dringender Bemühungen, die Kontinuität von HIV-Präventions- und Behandlungsdiensten sicherzustellen, um überzählige HIV-bedingte Todesfälle abzuwenden und einen Anstieg der HIV-Inzidenz während der COVID-19-Pandemie zu verhindern. Es wird für die Länder wichtig sein, die Versorgungsketten zu stützen und sicherzustellen, dass Menschen, die bereits in Behandlung sind, in der Lage sind, in der Behandlung zu bleiben, auch durch die Einführung oder Verstärkung von Maßnahmen wie die mehrmonatige Abgabe der antiretroviralen Therapie, um die Anforderungen an den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen für die routinemäßige Wartung zu reduzieren und die Belastung für überlastete Gesundheitssysteme zu verringern.“

Das ist lächerlich, diese Medikamente „im Voraus“ an Menschen mit ihrem Niveau des Medikationsverständnis zu geben und zu sagen: „Bleibt weg vom Krankenhaus, es ist überlastet. Macht Selbstmedikation! Wir geben euch diese Pillen, und ihr könnt die Dosis selbst bestimmen.“

„’Jeder Tod ist eine Tragödie’, fügte Frau Byanyima hinzu. ‘Wir können nicht tatenlos zusehen, wie Hunderttausende von Menschen, viele von ihnen jung, einen unnötigen Tod sterben. Ich fordere die Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, das mit HIV lebt, regelmäßig mit antiretroviraler Therapie versorgt wird – etwas, das buchstäblich ein Lebensretter ist.“

Ich habe das alles aus mehreren Gründen so ausführlich vorgelesen.

Der erste Grund ist, dass es an sich einfach eklatant ist. Sie reden über Kinder, die ohne Behandlung gelassen werden und die gerettet werden können. Sie reden über eine riesige Anzahl von Menschen. Eine kolossale Zahl!

Der zweite Grund ist, dass führende Organisationen dies sagen. Sie schlagen Alarm und sagen direkt, dass dies alles wegen COVID-19 passieren wird.

Der dritte Grund ist, dass es nicht nur um HIV und die damit verbundenen Krankheiten geht. Das Gleiche passiert mit vielen anderen Krankheiten. Denn man kann sich dieser Logik nicht entziehen. Wenn es keine Reservesysteme gibt (weil das Optimierungsschema in Kraft ist) und Sie eine neue Front nicht schnell mit Reserveeinheiten verstärken können (weil Sie keine haben), aber trotzdem einige Kräfte an diese Front verlegen müssen, dann werden andere Fronten darunter leiden. Sie sind unter Beschuss. So kann man das in militärischer Sprache beschreiben.

Das Gleiche passiert in der Wirtschaft. Sie haben Geld und Leute von einem Bereich in einen anderen geworfen, und was machen Sie mit diesem ersten Bereich? Es reißt immer an der dünnsten Stelle.

Das Gleiche passiert im Leben. Wenn Sie sich zu sehr um eine Sache kümmern, aber eine andere vernachlässigen, dann wird Ihnen das Schmerzen bereiten. Das ist überall so, das ist ein allgemeines Gesetz.

Manche mögen sagen, dass wir bei einer Katastrophe wichtigere Dinge haben, um die wir uns kümmern müssen, als die Menschen in Afrika. Aber man muss erst einmal den Mut haben, so etwas vor der Weltgemeinschaft zu sagen. Außerdem spreche ich nicht von Afrika. „Frag nicht, für wen die Glocke läutet, sie läutet für dich.“ Es geht nicht um Afrika. Es geht um das, was hier und auf der ganzen Welt geschieht. Überall.

Einige mögen sagen, dass die Leute, die Alarm schlagen, Angst haben, dass an sie jetzt weniger Geld fließt, und dass dies ihre Möglichkeiten zur Veruntreuung einschränkt. Gibt es das? Sicher. Und was jetzt? Das negiert aber nicht die Tatsache, dass sie recht haben. Bei all solchen Aussagen sind Unternehmensinteresse und Wahrheit immer miteinander verwoben. Aber das bedeutet nicht, dass es keine Wahrheit gibt, dass die grundlegenden Fakten, die UNAIDS und die WHO berichtet haben, verfälscht sind. Sie sind nicht verfälscht! UNAIDS und die WHO sind natürlich ein Kapitel für sich. Sie versuchen, der Frage auszuweichen, und sie sagen Dinge durch zusammengebissene Zähne. Aber sie können nicht schweigen, denn die Fakten sind eklatant.

Und schließlich mögen einige sagen: „Naja, wir kennen diese mathematische Modellierung! Wenn man will, kann das Modell alles zeigen, was Sie bestellen.“

Sicher, das ist richtig.

Aber erstens, überall wird unterschlagen! Und im Kampf gegen AIDS ist es dasselbe wie in anderen Bereichen – es ist ein Teil unseres Lebens. Daher geht es also nicht darum, dass sie ihre Unterschlagung retten wollen. Veruntreuung ist ein Prozentsatz der erbrachten Leistungen. Und die Unterschlagung von Leistungen ist mit gewissen Dingen verbunden.

Zweitens sind sie keine selbstgenügsamen Krokodile, die nicht hören, was ihre Leute, die in Afrika arbeiten, und die afrikanischen Regierungen schreien.

Drittens: Die Zeitungen werden sofort anfangen, darüber zu schreiben.

Viertens: Die mathematische Modellierung ist natürlich problematisch. Aber man kann es nicht einfach vernachlässigen; denn, wenn man das tut, dann kehrt man ins Mittelalter zurück. Alarmierende Aussagen kommen nicht nur von den UNAIDS-Spezialisten, denen man vorwerfen kann, dass sie sich nur um eigene Belange kümmern, sondern auch von der WHO. Ist es für die WHO nicht egal, welches Thema mehr Gewinn bringt? Die Veruntreuung bei COVID ist sogar bequemer.

Dennoch sollten diese Details nicht das Bild vernebeln oder getrennt von der methodischen Bedeutung meiner Worte diskutiert werden. Worin liegt die Bedeutung? Eine äußerst maßgebliche Instanz (und niemand kann sagen, dass sie nicht kompetent ist oder dass ihr die Details fehlen) sagt das Gleiche, was zuvor auf der Grundlage allgemeiner Überlegungen und Berechnungen gesagt wurde, die unwiderruflicher Natur sind.

Die methodische Bedeutung meiner Worte liegt auch darin, dass dies für alle Bereiche des Gesundheitswesens gilt. Von AIDS in Afrika bis zur Kardiologie und Onkologie hier.

Es wäre schön, wenn es um eine einzige Aussage ginge. Aber nein. Es gibt eine Vielzahl von Aussagen. Verschiedene Ärzte treffen sie. Und das nicht nur auf der Basis von Prognosemodellen.

Natürlich ruft jedes groß angelegte und mysteriöse Ereignis unterschiedliche Reaktionen hervor. COVID-19 ist eines der größten und rätselhaftesten Ereignisse, das offensichtlich das Schicksal von Milliarden von Menschen beeinflusst. Dementsprechend kann dieses Ereignis gar nicht anders, als sehr unterschiedliche Überlegungen hervorzurufen. Und wenn wir sie alle miteinander vermischen, und die moderne Internetkultur erleichtert dies, dann werden wir nie etwas verstehen.

Deshalb müssen wir nicht nur darüber diskutieren, was genau gesagt wird. Wir müssen auch beachten, wem die Aussage gehört, über die es sich zu reden lohnt. Und sobald man anfängt, darüber zu diskutieren, muss man die enorme Vergesslichkeit überwinden, die die moderne Internetkultur hervorbringt. Genauso wie das fehlende Sachkenntnis selbst für offensichtliche Ereignisse, die mehrere Jahre zurückliegen. Ganz zu schweigen von den Ereignissen, die vor mehreren Jahrzehnten stattfanden und nichts mit unserer aktuellen Geschichte zu tun haben. Deshalb werde ich Sie jetzt an etwas erinnern.

 

Tiger, die Wildschweine und Hirsche jagen.
Ca. 1830 (Westindien, Rajasthan, Kota)

 

Ludwig Erhard war ein Christdemokrat, der sich um das Nachkriegsdeutschland besonders verdient gemacht hat. Er war der Wirtschaftsminister in der Regierung von Konrad Adenauer. Und er hat viel für das getan, was man das „deutsche Wirtschaftswunder“ nennt.

Seine Politik führte zu einem westdeutschen Wirtschaftsboom in den 1950er Jahren, der die westdeutsche BIP-Wachstumsrate zur höchsten in Westeuropa machte, was sich stark von der vorherigen Nachkriegszeit – nach dem Ersten Weltkrieg – unterschied.

Erhard geriet oft mit Adenauer aneinander, der seine Unabhängigkeit und Kompetenz schätzte. 1963 trat Adenauer in den Ruhestand und Erhard wurde sein Nachfolger im Bundeskanzleramt. Aber im Gegensatz zu Adenauer, der ein unglaublich langlebiger Politiker war (er regierte die Bundesrepublik Deutschland 14 Jahre lang), verbrachte Erhard nur 3 Jahre als Kanzler.

1966 wurde er zum Rücktritt gezwungen.

1967 gründete Erhard die Ludwig-Erhard-Stiftung, die bis heute besteht.

Erhard starb im Mai 1977.

10 Jahre lang – von seinem Rücktritt bis zu seinem Tod – war er neben seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter vor allem in seiner Stiftung engagiert. Und dann engagierten sich andere maßgebliche deutsche Wissenschaftler und Politiker darin.

Die Ludwig-Erhard-Stiftung verleiht die Ludwig-Erhard-Medaille für Leistungen auf dem Gebiet der sozialen Marktwirtschaft. Sie vergibt auch Preise für Erfolge auf Gebieten wie dem Wirtschaftsjournalismus. Und das sind alles hoch angesehene Auszeichnungen.

Skeptische Einschätzungen zu den Aktivitäten dieser Stiftung habe ich noch nie gesehen. Keiner der mehr oder weniger maßgeblichen Leute hat jemals behauptet, dass die Ludwig-Erhard-Stiftung ein bizarres Verschwörungsding ist, ohne jede politische und wissenschaftliche Seriosität.

Herr Roland Tichy ist seit 2014 der Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung. Er ist ein prominenter deutscher Journalist und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Tichy ist auch in der Berliner Gesellschaft von Friedrich von Hayek hoch angesehen. Sie hat ihm ihre Medaille verliehen.

Wer also ist Tichy? Ist er ein maßgeblicher westlicher Wissenschaftler, Experte und eine öffentliche Figur? Oder ist er ein COVID-Dissident – ein verrückter Schreiberling ohne jeden Sinn? Er hat also die Medaille der Von-Hayek-Gesellschaft erhalten. Und er leitet die Ludwig-Erhard-Stiftung. Reicht das nicht?

Er ist ein maßgeblicher liberaler Konservativer. Und er ist ein nicht minder autoritativer Wissenschaftler. Daher ist es unwahrscheinlich, dass unsere Westler das Bedürfnis haben, Herrn Tichys Meinung als das Geschwätz eines wertlosen und bizarren Verschwörungstheoretikers zu bezeichnen.

Herr Roland Tichy gibt ein Magazin heraus, die „Tichys Einblick“ heißt. Gemeint ist der Einblick dieses Mannes in die Geschehnisse.

Wie sich schon aus dem Namen dieses Magazins und aus dem Inhalt der Informationen, die es der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, ergibt, steht Herr Roland Tichy sichtbar oder unsichtbar zu jeder Publikation des Magazins namens „Tichys Einblick“. Und er hat es geschaffen, damit seine eigenen Ansichten, die in diesem Magazin präsentiert werden, nicht mit den Ansichten verwechselt werden, die in anderen Publikationen erscheinen können, in denen Herr Tichy der geschätzte Autor ist.

Nachdem ich eine dermaßen ausführliche Erklärung gegeben habe, weil sich niemand an irgendetwas erinnert und die Dinge nicht in Beziehung setzen kann, kann ich dazu übergehen, Informationen zu präsentieren, die so beeindruckend sind, dass ich diesen kurzen Kommentar darüber abgeben musste, wer diese Informationen der Gesellschaft präsentiert hat.

Am 9. Mai 2020 berichtete Tichys Einblick, dass laut einer deutschen Regierungsquelle der Kampf gegen das Coronavirus zu mehr Todesfällen in Deutschland geführt hat als das Coronavirus selbst. Der Hauptgrund für die massenhaften Todesfälle im Zusammenhang mit der Pandemie ist laut der Quelle innerhalb der deutschen Regierung, die Tichys Einblick zitiert (und kaum jemand kann bezweifeln, dass Tichy, der die Ludwig-Erhard-Stiftung leitet, über solche Quellen verfügt), das restriktive Regime in Krankenhäusern, das ausschließlich auf die Behandlung von Coronavirus-Patienten ausgerichtet ist.

Demnach musste die Behandlung von Hunderttausenden von Menschen im ganzen Land wegen des Coronavirus vorzeitig abgebrochen werden. Gleichzeitig ist es schwierig, die genaue Zahl der Todesfälle zu berechnen, die durch diesen vorzeitigen Behandlungsabbruch verursacht wurden, aber die Quelle, die sich auf interne Regierungsdaten bezieht, legt nahe, dass die Zahl der zusätzlichen Todesfälle, die durch die Coronavirus-Hysterie verursacht wurden, zwischen 5 000 und 125 000 Menschen liegt.

Zunächst einmal geht es um Patienten mit bekanntem oder noch nicht diagnostiziertem Krebs, die infolge der COVID-Hysterie starben. Auch die Zahl der Menschen, die mit Schlaganfall oder Herzinfarkt in deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden, ist stark zurückgegangen.

Auf der anderen Seite starben zum Zeitpunkt, als Herr Tichy seine Quelle befragte, etwa 7500 Menschen in Deutschland an dem Coronavirus.

Die Frage bezieht sich also nicht nur auf Afrika! Oder glaubt wirklich jemand, dass Deutschland ein furchtbar dysfunktionales Land ist, dem es an Ressourcen mangelt und das diese unverantwortlich verteilt? Das ist offensichtlich nicht der Fall. Also…

Ich bin kein Arzt, kein Beamter eines Gesundheitsministeriums aus Deutschland oder sonst wo. Ich habe keine eigenen Informationen zu diesem Thema und kann sie auch nicht haben. Aber ich habe die Hypothese geäußert (nicht jetzt, sondern früher), dass der Coronavirus-Wahn großen Schaden anrichten kann in Form von vermehrten Todesfällen durch Krankheiten, deren Behandlung benachteiligt wird. Und dieses Unglück kommt nicht aus einer schrecklichen, unerbittlichen Notwendigkeit, sondern aus dieser Coronavirus-Wahn, deren Natur ich beschrieben habe.

Nun wird meine Hypothese durch die Einschätzungen einer Vielzahl von Ärzten und seriösen Experten, die über die notwendigen Daten verfügen, bestätigt. Was ich zitiert habe, ist ein kleiner Ausschnitt solcher maßgeblichen Einschätzungen!

Die Autoren dieser Einschätzungen — die von der UNO, von der WHO, von professionellen Ärzten aus der Schweiz, Frankreich und so weiter, von verschiedenen gesellschaftlichen Organisationen, die sehr autoritativ sind und große Verdienste auf dem Gebiet des Gesundheitswesens haben, verwenden niemals ungeprüfte Informationen. Wir haben dies analysiert. Und sie sind angesehene Experten auf dem Gebiet der Behandlung bestimmter Krankheiten: AIDS, Herzkrankheiten, Krebs, usw. Daher verfügen sie über die notwendigen Informationen.

Ich weise noch einmal darauf hin, dass es sich in diesem Fall um Deutschland handelt, wo die Situation im Gesundheitswesen relativ günstig ist.

Nun stellen Sie sich vor, dass diese Einschätzung richtig ist. Wir haben alle Rechte, darauf zu beharren. Aber wollen wir nicht darauf beharren, sondern uns einfach fragen: „Was ist, wenn es wahr ist?“

Angenommen, es stimmt (ich betone noch einmal, dass ich nur „angenommen“ sage, aber es gibt gewichtige Gründe für solche Annahmen), dann sprechen wir (wenn es so ist!) von der vorsätzlichen Massenvernichtung unschuldiger Menschen.

Da eine deutsche Regierungsquelle 5000 Menschen als minimale Anzahl von Todesfällen schätzte, die durch den vorzeitigen Abbruch der Behandlung verursacht wurden, und dass 3500 Menschen starben, weil sie keine elektiven Eingriffe durchführen lassen konnten, bedeutet dies, dass die minimale Anzahl von Opfern der Coronavirus-Umverteilungswut 8500 Menschen betrug. Die Deutschen sind genaue Menschen. Und die Zahl der Opfer des Coronavirus selbst war 7500. Ein Tausend weniger.

Hat irgendjemand einen Beweis dafür, dass durch diese Umverteilungswut eine große Anzahl von Menschen gerettet wurde? Lob und Dank den gewöhnlichen Ärzten. Aber von welcher Rettung sprechen Sie? Mit Hilfe von was – Beatmungsgeräten? Aber Sie wissen schon, dass dies nicht so ist. Und es kann auch nicht sein.

Eine intensivmedizinische Versorgung von Menschen, die durch das Coronavirus schwer erkrankt sind, ist, gelinde gesagt, mittelmäßig effektiv. Das wird immer wieder diskutiert — wenn man über die unzureichende Wirksamkeit der mechanischen Beatmung spricht und wenn erwähnt wird, dass es keinen Impfstoff gibt, und wenn gesagt wird, dass es keine anderen medizinischen Verfahren für COVID-19 gibt, der richtig schwer kranke Patienten retten können. Auch wenn man sagt, dass dieses Coronavirus ein Auslöser ist, andere Krankheiten greifen an, aber sie können nicht behandelt werden, weil… Siehe oben.

Und schließlich ist es mehr als problematisch, Menschen vor schweren Infektionen zu bewahren, indem man sie in medizinischen Einrichtungen unterbringt, die nicht für Infektionskranke ausgelegt sind. Und da dort sehr unterschiedliche Menschen untergebracht sind, ist die Unterbringung in diesen Einrichtungen alles andere als lebensrettend, sondern kann auch das Gegenteil bewirken. Irgendein Dieb will die Anzahl der Menschen erhöhen, die er auf Coronavirus behandelt, um dafür Geld zu kassieren. Er stellt seine Diagnosen aufgrund von irgendetwas. Wie wir bereits wissen, sind diese Diagnosen nicht immer richtig. Und dann wird ein Mensch auf eine Station gelegt, die dafür nicht vorgesehen ist, und dort wird er krank. Sie sagen: „Seht ihr, unsere Diagnose war richtig.“ Passiert das denn nicht?

Und wenn sich die Unterbringung von Patienten in umgewidmeten Einrichtungen als ineffektiv und sehr kostspielig herausstellt, was dann? Dann sagen wir, dass der Coronavirus-Rausch mit seinen vielen Ursachen Kosten in Form des Todes einer riesigen Anzahl von unschuldigen Menschen verursacht hat, deren Leben auf den Altar dieses Rausches gelegt wurden, anstatt sie vor dem Coronavirus zu retten.

Könnte diese Art der Opferung auf irgendeinem Altar nicht ein Verbrechen sein? Warum gibt es dann keine Untersuchung, die dieses Verbrechen entweder bestätigt oder widerlegt? Und was passiert, wenn diese Untersuchung bestätigt, dass dieses Verbrechen stattgefunden hat?

Wenn die Gestorbenen Opfer des Terrorismus und nicht dieses Wahnsinns wären, dann würde dies eine riesige Explosion in der öffentlichen Meinung hervorrufen. Wo ist diese Explosion nach den maßgeblichen Aussagen von Herrn Tichy? Wo ist diese Explosion als Reaktion auf die Erklärung von UNAIDS und der Weltgesundheitsorganisation? Wo ist die Explosion als Reaktion auf die Aussagen von seriösen europäischen oder amerikanischen Ärzten?

Und ich wiederhole: Kaum jemand glaubt, dass diese Dinge, die man sehr wohl als medizinisches Massenverbrechen bezeichnen könnte, nur für Deutschland gelten. Denn die Todesfälle finden in großer Zahl statt, weil eine qualifizierte medizinische Versorgung nicht gegeben ist.

In privaten Gesprächen erzählen unsere Ärzte von einer großen Zahl von Todesfällen, die darauf zurückzuführen sind, dass eine qualifizierte medizinische Versorgung nicht gegeben war. Sie wurde aber gerade durch die COVID-Raserei und die Umwidmung von medizinischen Einrichtungen nicht geleistet. Aber warum wird dies nur in privaten Gesprächen gesagt? Es ist notwendig, nicht nur COVID-19 zu begreifen, sondern auch den menschlichen Gehalt derjenigen, die die Tendenzen, die ich als COVID-Raserei bezeichne, korrigieren könnten.

Konnten die Mitglieder der medizinischen Gemeinschaft nicht eine konsolidierte Antwort geben, um eine solche Korrektur zu gewährleisten? Warum haben sie es nicht getan? Sie werden sagen: „Weil sich die Bürokratie einen Dreck um eine solche Antwort schert.“

Erstens, das stimmt so nicht ganz.

Und zweitens könnte diese Reaktion zumindest das öffentliche Ansehen unserer Ärzteschaft retten. Sowie dessen, was man in anderen Zeiten die Ehre und Würde dieser Gemeinschaft nannte, die Treue zum abgeschafften hippokratischen Eid.

Aber lassen Sie uns nicht in solche moralischen und existenziellen Höhen aufsteigen. Lassen Sie uns wenigstens über die berufliche Reputation diskutieren.

Versteht unsere Elite, was der Zusammenbruch dieses Rufes bedeutet? Und anderer öffentlicher Reputationen?

Versteht sie nicht, dass in jeder Familie über die Ergebnisse des sogenannten Distanzunterrichts gesprochen wird?

Dass fast jeder russische Bürger privat Ärzte kennt, die ihren Freunden schon alles erzählen?

Dass wir Zeugen absurder administrativer Handlungen werden, wie z.B. Aufführungen, bei denen jeder Zuschauer, der ins Theater kommt, von einem Zwei-Meter-Sicherheitsradius umgeben ist?

Und jeder Kunde, der zum Friseur kommt, mindestens eineinhalb Meter vom arbeitenden Friseur entfernt sein muss?

Manches davon kann teilweise erfunden oder übertrieben sein. Aber das ändert nichts Wesentliches. Schließlich ist nicht alles erfunden und übertrieben! Und wir sehen es jeden Tag.

Wir hören immer wieder behördliche Anordnungen – den Ärzten das nötige Geld zu zahlen, das bereits auf die Konten derjenigen überwiesen wurde, die die Gehaltsschecks schreiben. Solche Anordnungen sollten nicht wiederholt werden. Es muss einmal gemacht werden. Die Gesellschaft sollte sie nicht wiederholt hören. Denn wenn sie es tut, versteht sie, dass diese Befehle immer wieder nicht befolgt werden. Und was soll das bedeuten? Glauben Sie ernsthaft, dass dies keine negative gesellschaftliche Reaktion hervorruft?

Ich wiederhole: Auf ganz offizieller Ebene hören wir, dass Anordnungen zu bestimmten Zahlungen (vor allem an Ärzte) gegeben werden und nicht befolgt werden. Denn wenn sie befolgt würden, dann würden diese Anweisungen nicht immer wieder gegeben werden. Und sie werden immer wieder gegeben.

Und warum werden diese Anweisungen nicht befolgt? Weil, ich erlaube mir eine gewagte Hypothese, diejenigen, an die dieses Geld zur Bezahlung des Gesundheitspersonals überwiesen wurde, dieses Geld bereits gestohlen haben. Und sie haben es ganz gestohlen. Hat irgendjemand eine andere Erklärung, was hier passiert? Sind wir taub und blind? Leben wir auf der Venus? Gibt es in uns einen Chip, der sich „Moralkodex der Erbauer des Kapitalismus“ nennt? Wie kann man das sonst erklären? Ich bestehe nicht auf irgendetwas. Ich stelle nur meine eigene Hypothese auf, da es keine anderen Meinungen gibt.

Also, meine Idee ist, dass das Geld an diejenigen überwiesen wurde, die es den Ärzten nicht geben können und auch nicht die Absicht haben, dies zu tun. Denn das Geld ist ja weg.

Und wenn man die Veruntreuer zur Kasse bittet, grinsen sie und zucken mit den Schultern. Die Folgen solchen Grinsens und Achselzuckens sind offensichtlich. Und sie führen nicht zu einer sozialen Explosion. Glauben Sie mir, alles ist viel schlimmer. Solche Folgen nennt man „komplette Systemdysfunktion“.

Mit einer solchen Dysfunktion ermutigt das System die Gesellschaft, alles zu missachten, was dieses System von ihr verlangt.

Der Totentanz. 15. Jahrhundert.

In „Der kleine Prinz“ von Antoine De Saint-Exupéry sagt der König zum Prinzen:

„Ich verbiete dir zu gähnen“

„Ich kann es nicht verhindern. Ich kann mich nicht zurückhalten“, murmelte der kleine Prinz.

„Ah, dann“, sagte der König. „Ich befehle dir zu gähnen.“

Dieser König kontrolliert das Verhalten des Prinzen viel besser, als unser System unsere Bürger kontrolliert. Denn wenn sie die Befehle des Systems, die ihnen das Spazieren verbieten, rundheraus ignorieren und weiterlaufen, sagt das System nicht: „Dann befehle ich euch zu spazieren“. Es verbietet weiterhin das Spazieren und sieht zu, wie die Menschenmengen die Straßen füllen.

Also, was kommt als nächstes? Spontane soziale Selbstorganisation im Kontext einer solchen Systemdysfunktion? Wohin wird sie führen? Was wird sie in den Köpfen, Seelen und im konkreten Verhalten der Bürger bewirken, die vom System zu solcher Gleichgültigkeit getrieben werden? Wird diese Gleichgültigkeit für alles gelten? Und was passiert in dem Fall, dass das System seine Bürger wirklich für etwas mobilisieren muss? Wie wird es unter den Bedingungen der völligen Dysfunktion arbeiten, in die es während der COVID-Raserei hinabgestiegen ist?

Also, all das ist völlig inakzeptabel und muss sofort korrigiert werden. Aber ich verstehe nicht, wie man z.B. in einer Situation, in der Ärzte nicht bezahlt werden, eine radikale Veränderung sicherstellen kann, ohne die Verantwortlichen für die ausbleibenden Zahlungen vor Gericht zu bringen. Außerdem sollte die Strafverfolgung in einem ausreichend großen Umfang stattfinden. Ansonsten können solche „Krankheiten“ nicht geheilt werden. Aber um sie auf diese Weise zu heilen, braucht man Ärzte, die die Krankheit namens „dreister Diebstahl“ behandeln, die entschlossen genug sind, die fähig sind und nicht von der gleichen Krankheit namens „dreister Diebstahl“ infiziert sind, und davon sollte es reichlich geben und schließlich müssen sie die entsprechenden Befugnisse haben.

Aber erstens gibt es diese Menschen nicht in dem Sinne, dass das System keinen Zugang zu ihnen hat. Das System hat Angst vor solchen Menschen; es versteht sie nicht; es versucht, ihr Verhalten auf seine Weise zu interpretieren, und es ist allem, was solche Menschen motiviert, eklatant fremd.

Und zweitens sind diese Menschen mit einem solchen System unvereinbar. Das ist genau das, was Lenin meinte, als er sagte: „Entweder besiegen die Läuse den Sozialismus oder der Sozialismus besiegt die Läuse!“

Dieses System braucht einen bestimmten Arbeiter. Zum Beispiel einen Arzt, der nicht durch seine Leidenschaft, Menschen zu behandeln, motiviert ist, sondern durch etwas anderes. Oder durch gar nichts motiviert ist. Und wenn er mit dem System in Berührung kommt, zeigt er zwei Eigenschaften (erinnern Sie sich an Moltschalin [aus Gribojedows „Verstand schafft Leiden“ – Anm. d. Übersetzers], der von sich selbst sagt, dass er „zwei Talente hat: Mäßigung und Genauigkeit“) – äußerste Annehmlichkeit und ein gewisses Geschick in Bezug auf die Teilnahme an Kickback-Zahlungen, die Vorbereitung der entsprechenden Papiere und die Einhaltung der bestimmten Indikatoren.

Aber wenn Sie krank werden, wird ein solcher Arzt Sie nicht heilen.

Und ein solcher Lehrer wird Ihr Kind nicht unterrichten. Etc.

Jemand, der arbeiten kann und will, wird sich nicht wie ein Lakai verhalten. Er wird kein Verständnis für Schmiergeld haben. Das heißt, für dieses System wird er ein gefährlicher Ausgestoßener sein, kein erwünschtes Arbeitselement.

Wenn früher der Leiter einer großen Organisation politische Spiele gespielt hat, während einer seiner Stellvertreter veruntreut hat, aber der andere gearbeitet hat, ist jetzt alles anders. Jetzt ist alles viel schlimmer. Früher – ich meine in der späten Sowjetzeit. Ich habe das alles miterlebt.

Und derjenige, der die Kickback-Zahlungen organisiert und sich ordentlich verhält, wie ein Lakai, kann keine gute Arbeit leisten, verstehen Sie? Er kann grundsätzlich keine gute Arbeit leisten. Er kann weder richtig kämpfen, noch kann er richtig Patienten behandeln, noch richtig lehren, noch hochwertige Geräte herstellen.

Bestenfalls wird er eine Zeit lang auf dem Erfolg anderer, die gute Arbeit leisten können, rumreiten wie ein kleinmütiger Chef. Da aber diese Menschen neben ihren fachlichen Qualitäten auch eine menschliche Würde besitzen müssen, werden sie stillschweigend gehen; denn, wer hätte es gedacht, es gibt für solche Leute genug Orte, wohin sie gehen können. Es gibt schlimmstenfalls noch den eigenen Garten. Entweder das oder sie werden zerbrechen. Und wenn sie einmal zerbrechen, können sie nicht mehr das leisten, was ihr Job leisten soll. Das ist die Tragödie.

Dieser Zusammenbruch ist noch gefährlicher als die Handlungen des sogenannten Verwaltungssystems. Das ist im Vergleich zu Sowjetzeiten deutlich schlimmer geworden (zu den Sowjetzeiten empfehle ich den Film „Mein lieber Mensch“ von Cheifiz mit Batalow in der Hauptrolle), und es ist wahnsinnig gewachsen. Dem heutigen Papierkram, dem Wahnsinn dieses Papierkrams, ist nichts aus der Sowjetzeit gleichzusetzen. Dieser Wahnsinn hat sich verhundertfacht, ebenso wie der bürokratische Apparat, der, wie man sagte, schon immer aufgebläht war, aber jetzt hat er eine andere Qualität und ist viel umfangreicher, inkohärenter und seltsamer geworden.

Dieses System kann keinen Stress vertragen. Es kann nur unter relativ günstigen Bedingungen existieren. Sobald Schwierigkeiten auftreten, offenbaren die Rädchen, aus denen dieses System besteht, ihren menschlichen Inhalt (wie einige von ihnen im Oktober 1941 ihren inneren Inhalt zum Vorschein brachten). Und nachdem sie ihren üblen Inhalt zum Vorschein gebracht haben, nämlich Feigheit bis hin zur Panik, Unehrlichkeit und schreiende Inkompetenz, zerstören sie das System.

An dieser Stelle hätte die Berufsgemeinschaft eingreifen müssen. Oder die Gesamtheit von Berufsgemeinschaften. An dieser Stelle hätte sich zumindest die Berufsehre zeigen müssen. In der Stalinzeit haben Industrielle, Militärs und Akademiker diese Ehre verteidigt, indem sie Stalin, Beria und den anderen direkt gesagt haben, wie genau die richtige Entscheidung aussehen soll, im Gegensatz zu den damaligen Analogien des „COVID“-Unsinns, also des administrativen Unsinns… Meine Mutter hat mir davon erzählt, der letzte Satz, den diese verfallende sowjetische Bürokratie noch hören und wahrnehmen konnte, war: „Lasst uns unsere Arbeit machen.“ Sie konnten es noch hören. Aber nicht ihre modernen Pendants; sie lachten nur über diese Worte.

Unter Chruschtschow und Breschnew haben sich die Akademiker nie wie Lakaien verhalten. Sacharow wurde nie aus der Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen. Es gab Versuche, aber er blieb Akademiemitglied.

Was für eine moralische und fachliche Katastrophe ist nun also geschehen? Woher kam sie? Aus der Angst, sein Gehalt zu verlieren? Mit anderen Worten, die Diktatur des goldenen Kalbes erdrückt die Menschen stärker als andere Diktaturen?

Ich bin überzeugt, dass auch jetzt viele Menschen ihre berufliche Pflicht erfüllen. Sonst wäre es ja noch tausendmal schlimmer. Aber das ändert nichts an der Tatsache, auf die ich aufmerksam gemacht habe. Diese Tatsache ist bereits offensichtlich. Und die Informationen, mit denen ich mein Gespräch begonnen habe, sind ein Tropfen in jenem Meer des globalen Irrsinns, der – früher oder später wird man es zugeben müssen – durch den unerhörten Raubbau an der Menschheit entsteht. Durch eben diesen Rückschritt, durch die Verblödung nicht nur einzelner Gruppen, sondern etwas unermesslich Größeres.

Je mehr Verarmung und Irrsinn sich anhäufen, und das geschieht unter den Bedingungen der Not sehr schnell, desto unverschämter wird das System. Es wächst in Feigheit, Irrsinn, Dummheit und Enthemmung. Es kann nichts beherrschen, aber es bildet sich ein, die wertlose, dem Wahnsinn verfallene Menschheit endlich zu unterwerfen; Mikrochips, Elektronik, Gentechnik, was auch immer einzusetzen – und sich unermesslich über den bedauernswerten Abschaum zu erheben. Dann werden wir ja alle glücklich!

Eine hochrangige Persönlichkeit sprach über einen Minister: „Wir retten ihn vor der Rebellion gegen ihn.“ Auf die Frage: „Wer rebelliert denn?“ antwortete die hochrangige Figur: „Was meinen Sie, wer? Alle seine Untergebenen.“ Das heißt, der Minister braucht keine Untergebenen. Und so ist es überall. Diese Autoimmunkrankheit ist überall. Das ist das, was Marx eine modifizierte Form nannte. Die Bürokratie (und die Regierung als Ganzes) ist bestrebt, sich selbst zu modifizieren, verstehen Sie? Sie strebt danach, dass die Universitätsabteilungen keine Studenten brauchen, die Ärzte keine Patienten, die Militärs keine Armee und die Lehrer keine Schüler. Hier ist die Modifizierung, sie ist reif! Und sie beinhaltet diesen Traum von Mikrochips, Elektronik, Pässen usw. Sie können nichts tun, sie sind zu Tode erschrocken, sie verstehen nichts. Wir wurden zu einer Partie vierdimensionalem Schach herausgefordert, aber sie können nicht einmal ihre Linke von ihrer Rechten unterscheiden.

Auch wenn es in diesem Meer aus Delirium, Verkümmerung und allem anderen, dessen Gestank so ranzig ist, dass man vom Inferno oder der Endzeit sprechen kann, noch etwas gibt, das die Relikte menschlicher Würde und menschlicher Verantwortung bewahrt, so schrumpft dieses andere, während der Wahnsinn sich ausbreitet und immer schlimmer wird.

Das Coronavirus macht das alles zwar auffallend deutlich, aber es trägt vielleicht auch zu gewissen Ambitionen primitiver, aber recht mächtiger sozialer Raubtiere bei, die sich an der übermäßigen Freizügigkeit erfreuen, die sie dank des Deliriums derjenigen erlangen, die sich diesen Raubtieren unterwerfen, und die durch ihre Vergeblichkeit immer mehr delirieren.

Erinnere ich mich nicht daran, wie sich die Spitze der Akademie der Wissenschaften verhielt, als sie auf nichts reduziert wurde? Hat sie überhaupt versucht, sich zu bewegen? Sie war damit beschäftigt, herauszufinden, wer das übrig gebliebene Geld bekommen würde. Sehen Sie, wie sie gefallen ist! Nicht nur aus der Ära von Vernadsky oder Pavlov, sondern aus der Ära von Landau und denen mit ihm. Wie sie gefallen ist!

Wie der Romancier und Filmregisseur Schukschin einmal sagte: „Was geschieht denn mit uns?“

Vielleicht sollten wir versuchen, diese Frage zu beantworten?

Denn die Ungeheuerlichkeit dessen, was mit uns geschieht, ist nicht so geheimnisvoll, wie es manchen erscheint. Es wird schon seit langer Zeit beschrieben und hat verschiedene Namen. Man nennt es „Schlafen auf der Flucht“ als die grundlegende Lebensweise eines mechanistischen oder eindimensionalen Menschen. Das heißt, ein Mensch, den Marx als entfremdet von seinem menschlichen Wesen betrachtete.

Da nur dieses menschliche Wesen im Inneren eines Menschen auf eine Katastrophe reagieren kann (der göttliche Funke in religiösen Begriffen), vertieft jede Katastrophe nur den kollektiven Schlummer von den Menschen, die von ihrem Wesen entfremdet sind. Sie murmeln im Schlaf über alles — darüber, wie „wir sie alle besiegen werden“, darüber, wie jetzt „alles vorbei sein wird“, über die dunklen Kräfte, die uns bösartig unterdrücken. Sie murmeln über all das im Schlaf. Dabei rennen sie ins Nirgendwo, das heißt, in den Abgrund. Der kollektive Schlummer ist die größte Gefahr, die von dieser aktuellen Situation ausgeht. COVID macht es deutlich. Das ist eine andere Krankheit. Eine, die viel schlimmer ist als COVID-19.

Ich werde Twardowski aus dem Gedächtnis rezitieren [„Wassili Tjorkin im Jenseits“ – ein Gedicht darüber, wie ein halb-epischer, halb-komödiantischer literarischer Held des Zweiten Weltkriegs sich in der Hölle wiederfindet. Die folgende Übersetzung ist von freier Hand – Anmerkung des Übersetzers],

Die letzte Ruhe. Das Gesetz der Natur. Als er all diese Dinge um sich herum sieht, fragt Tjorkin seinen Wegweiser:

 

– Welches ist sein Werk, mit wem ist es beschäftigt, dieses Jenseits hier? Dies oder jenes, es soll etwas geben, das die Menschen tun?

– Nein, so ist das nicht. Das ist doch das Wesen unserer besonderen Lebensweise, dass vom Größten bis zum Kleinsten jeder hier das Sagen hat.

 

– Kann es ohne Produktion gehen? – fragt zurück der Neuling. Gibt es etwa nur die Führung?

– Nein, nicht nur. Es gibt auch die Buchhaltung.

 

Das ist doch genau die Frage, Bruder, da liegt das Wesentliche, das für Einfaltspinsel verschlossen ist: Es gibt weder Fabriken noch Acker, weder Pflügen noch Maschinen.

 

Das würde uns alles nur Ärger einbringen Kohle und Stahl und Herden und Getreide

– Ah, so ist das also! Dann ist es wohl in Ordnung. Auch alles nicht so schlimm.

 

Wie ein Krankenwagen, welches durch die Straßen dieser armen Stadt fährt (zur Frage von COVID – S.K.), Von selbst überfährt er dich, dann versorgt er dich.

 

— Hören Sie, Soldat, diese Witze sollten Sie besser für sich behalten.

— Scherze! Ich bin schon 24 Stunden hier, ich finde keinen Platz, wo ich mich hinlegen kann.

 

Ich würde hier keine Seele stören, Ohne Bombardierung, ruhig und warm, ich würde hier schlafen, wie ich es auf der Erde nie geschafft habe.

 

— Was für ein Verrückter, du bist so ahnungslos: weißt du nicht, dass hier die tiefe Ruhe dich erreicht hat, und für dich die Glocke geläutet hat.

 

Was sind für dich Lebensgewohnheiten? Bett und Laken und all das Zeug?…

— Wofür sind dann diese Abteilungen, und das Gebäude voller Chefs, und der Rest der Bürokratie?

 

Dieser „Vergil“, der Tjorkin durch die Hölle begleitet, sagt als Nächstes, dass man nichts machen kann, um die Anzahl davon zu verringern. Entsprechend muss man die Bürokratie erhöhen. Ein Komitee zum Downsizing zu bilden, bedeutet ein Upsizing der Bürokratie.

 

Wenn man jemanden bittet, die Stelle zu räumen, wollen sie nicht gehen. Sie werden zur Arbeit als Zensoren geschickt, werden sehr hoch bezahlt.

 

Und niemand, der bei Verstand ist, würde diesen Job jemals aufgeben… Wie entscheiden du dich dann, Tjorkin?

 

Was sagt denn Tjorkin dazu?

 

– Ich entscheide mich für das Leben, wie es sich gehört.

 

Um diese Entscheidung zu treffen, die Entscheidung zu leben, braucht man den Mut. Das bedeutet: aufwachen.

 Im Falle eines solchen kollektiven Schlummer, ähnlich der letzten Ruhe von „Tjorkin in der anderen Welt“, schläft auch jedes einzelne soziale Atom, also jeder mechanische Mensch, jeder eindimensionale Mensch oder jeder Postmensch.

 Beim Eintreten einer solcher Katastrophe fällt der Mensch, der sich mit seinem Gattungswesen nicht vereinen kann, gerade dem Wesen, das auf Katastrophen reagieren kann, noch tiefer in den Schlaf und rennt in seinem Traum immer schneller irgendwohin. Dabei fragt er immer wieder: „Wohin soll ich im Schlaf rennen? Gebt mir Richtlinien!“… „Einmal habe ich mich geirrt und Jelzin gewählt. Jetzt möchte ich die richtige Wahl treffen. Wohin soll ich im Schlaf rennen?“ Sie sagen darauf: „Mein Lieber, du musst aufwachen!“. Doch das löst eine heftige Ablehnung aus. Aufwachen heißt, eine Verbindung zu seinem menschlichen Gattungswesen herzustellen, mit ihm sprechen, die Wahrheit zu akzeptieren und zu verarbeiten, was gar nicht schmerzfrei ist. Und danach anfangen zu handeln. Danach. Vorher zu handeln ist das katastrophale Schlafen beim Rennen.

 Ein Mensch, der von seinem Wesen entfremdet ist, ist der wirklichen Energie beraubt, die ihn handeln lässt. Der kreativen Energie. Er kann sagen, dass er etwas tun kann. Aber er kann nichts tun. Es ist wie ein Witz über Dystrophiker: „Wenn kein Wind weht – gehen wir zu den Weibern.“ Sein Benzintank ist leer, er will irgendwohin und er redet darüber, wohin er fahren soll. Aber wo ist das Benzin?

 Und selbst wenn er anfängt zu handeln, bewaffnet mit der in seinem eigenen Untergrund (im Unterbewusstsein, in der Sphäre des Instinktiven) angesammelten Energie, wird es noch schlimmer sein. Er wird sowohl sich selbst als auch die anderen um ihn herum in den Tod führen.

In den folgenden Sendungen werde ich auf die Besonderheiten der politischen Situation in Russland eingehen, die durch das Coronavirus verursacht wurde. Sowie auf alles, was mit der Möglichkeit einer nicht katastrophalen Entwicklung dieser politischen Situation zu tun hat.

Aber man kann nicht alles darauf reduzieren, wie ein solcher Mensch etwas tun wird. Ja, man muss es berücksichtigen, es ist notwendig, aber nicht ausreichend. Wir müssen eine Veränderung mit unserem Handeln erzielen.

In den späten 1980er Jahren ein sehr kluger Mann, mit dem ich mich in einem der Krisengebiete unterhielt, sagte zu mir: „Dies ist eine Konsumgesellschaft, die von einem einzigen Wolf geschlachtet werden kann.“ Er meinte damit Alexander Nikolajewitsch Jakowlew [Gorbatschows Adjutant und „Puppenspieler“ – Anm. d. Übersetzers].

Wenn man dies also nicht als eine private Aussage, sondern als eine Art allgemeine Metapher betrachtet, dann ist es sinnlos, über das Schicksal der Schafe zu diskutieren, welches aus der katastrophalen Situation hervorgeht. Denn die Schafe haben kein Schicksal. Der eine oder andere Wolf wird sie abschlachten. Wir können nur darüber diskutieren, wie sich der Mensch von den Schafen unterscheidet. Er unterscheidet sich dadurch, dass er ein menschliches Wesen hat.

Wenn ein Mensch sich damit vereint, wird er kein Schaf mehr sein. Und er wird nicht auf der Flucht schlafen. Er wird erwachen. Sobald er erwacht, wird er eine Vielzahl von Möglichkeiten finden, die Herausforderung zu meistern. Ansonsten gibt es keine. Man darf nur nicht den Traum vom Aufwachen mit dem tatsächlichen Aufwachen verwechseln.

Mein Fazit: Was sich um das Coronavirus abspielt, betrifft den Menschen als solchen. Ich werde es beweisen. Er, der Mensch, wird entweder erledigt sein, endgültig in ein Nichts verwandelt werden, ohne Seele und Geist, oder der Mensch wird sich erheben und nach der Möglichkeit suchen, das zu erlangen, was ihm genommen wurde – eben dieses Wesen. Er wird nicht so bleiben können, wie er ist, auch wenn er es wirklich will. Er wird nicht in einem Halbschlaf am Leben bleiben können. Er wird entweder endgültig in diese Hölle des Nichts getrieben werden, oder er wird mühsam aus ihr ausbrechen müssen.

Folglich teilt sich alles in drei große Unterklassen auf, von denen die erste um die Erhaltung des Status quo kämpft, die zweite sich darauf vorbereitet, endgültig und unwiderruflich zu diesem „Nichts“ oder zum Vieh zu werden, und die dritte nach etwas anderem sucht als der Selbstzerstörung (nicht der Selbstisolierung, sondern der Selbstzerstörung) oder dem krampfhaften Wunsch, zu dem zurückzukehren, was vor dem Coronavirus existierte. Das Dritte ist eben diese Verbeinung mit der eigenen Natur. Man kann sich natürlich völlig zerstören, sich zu Dreck reduzieren, zu nichts. Und man kann natürlich schreien: „Ich will, dass es wie früher ist! Rühren Sie es nicht an!“ Aber beides ist sinnlos. Das Ausmaß der systemischen Katastrophe namens „Coronavirus“ ist zu groß.

Die bittere Ironie über die Selbstisolierung hat sich bereits in das verwandelt, was der Stadthauptmann in Gogols „Der Revisor“ einmal sagte: „Worüber lacht ihr? Über euch selbst!“ Aber aus irgendeinem Grund enthalten alle Variationen zum Thema „Selbst + irgendwas“ (Selbstisolation, Selbstmedikation und so weiter) nicht das wichtigste “Selbst“, um das sich alles dreht – die Selbstzerstörung.

In dem Film „Bahnhof für zwei“ sagt einer der Charaktere zur Schaffnerin, mit der es zur Sache gehen soll: „Schnell, schnell, mach das schon selbst!“ (gemeint war: „Zieh dich selbst aus, geh ins Bett“). Diejenigen, die jetzt alles veranlassen, wollen also, dass sich jeder „schnell, schnell und selbst“ auszieht. Aus diesem Grund unterbinden sie nicht die öffentliche Panik über das Coronavirus, was sie eigentlich tun sollten. Sie betreiben Angstmacherei auf jede erdenkliche Art und Weise.

Ich verstehe, dass der Kampf um den Erhalt der menschlichen Überreste, die vor dem Coronavirus noch existieren durften, natürlich besser ist als die Bereitschaft zur unterwürfigen Selbstzerstörung. Aber ich betone, dass ein solcher Kampf um die Erhaltung der alten Ordnung in keinem Verhältnis zu dem steht, was gerade passiert.

Der schlafende Mensch, oder genauer gesagt, der zutiefst abgestöpselte Pseudo-Mensch, der diesem Zustand nur durch Mobilisierung seiner Restbrutalität entkommen kann, wird die ihm angebotene Selbstzerstörung irgendwann akzeptieren. Entweder sofort oder nach der Drosselung. Und so zweifelhaft der Kampf zur Wiedererlangung der verlorenen Menschlichkeit auch ist – zweifelhaft wegen seiner Raffinesse, seiner Adressierung an eine Minderheit, der ungeheuren Anstrengung, die er erfordert – es gibt keine siegreiche Alternative zu einem solchen Kampf. Und das wird bald jeder sehen. Alles andere ist eine laute, energische, aber schnelle Niederlage.

Die eklatante Tatsache, dass es sich bei COVID-19 in erster Linie um eine massive Operation handelt, die darauf abzielt, die Menschen entgültig zu entmenschlichen, ist für eben diese Menschen noch nicht ganz offensichtlich.

Die Menschen wollen sich keine Gedanken darüber machen, was zum Beispiel die Erfüllung der besonderen Bedingungen bedeutet, bei denen sie auf das verzichten, worauf die Menschheit nie verzichtet hat. Zum Beispiel auf kollektive religiöse Praktiken, die für wirklich religiöse Menschen, zu denen ich nicht gehöre, absolute Bedeutung haben. Was bedeutet es, auf sie zu verzichten? Oder auf die Bestattung der Vorfahren, etwas, das für alle Menschen von dem Moment an, als sie sich von der Natur trennten und aus dem tierischen Zustand herauskamen, von allgemeiner Bedeutung ist.

Übrigens, ist jemandem klar, inwiefern sich die Leichenverbrennung während der Cholera von dem unterscheidet, was derzeit im Zusammenhang mit COVID-19 gemacht wird?

Cholera entsteht durch eine Darminfektion, die durch bestimmte Bakterien verursacht wird. Es ist wichtig, dass es sich dabei um Bakterien handelt! Und ein Bakterium ist etwas ganz anderes als ein Virus. Ein Bakterium ist größer als ein Virus – wenn Sie es mit einer Wassermelone vergleichen, ist das Virus eine Mücke. Das ist das ungefähre Größenverhältnis. Und das Bakterium funktioniert ganz anders.

Es ist ein vollwertiger lebender Organismus, der unabhängig leben kann. Es lebt und vermehrt sich in einem anderen Organismus. Aber es besitzt Autonomie im Verhältnis zu diesem Organismus.

Ein Mensch kann leben, während sich in ihm Kolonien von Bakterien befinden. Diese Bakterien dringen nicht in die menschlichen Zellen ein. Sie sind zu groß und unabhängig.

Aber ein Virus kann nicht leben, ohne eine lebende Zelle zu infizieren.

Bakterien zum Beispiel vermehren sich gut in Nährstoffbrühen.

Und das Virus kann nur in einem lebenden Substrat funktionieren, das zum Beispiel aus Hühnerembryonen besteht. In diesen lebenden Embryonen kann das Virus existieren. Und in einer Brühe, die für Bakterien sehr attraktiv ist, kann es nicht existieren.

Bakterien, ich wiederhole, können in einem toten Substrat existieren. Und da Cholera eine Krankheit ist, die durch Bakterien verursacht wird, wurden die Leichen verbrannt.

Aber COVID-19 stammt von einem Virus, der dem Bakterium in einer Reihe von Eigenschaften diametral entgegengesetzt ist. Sie kennen diese Eigenschaften vielleicht nicht, aber Sie müssen wissen, dass es ein Virus ist.

Das heißt, wir brauchen zumindest einige Erklärungen von maßgeblichen Fachleuten darüber, warum Sie Ihre Lieben, die immer ehrenvoll beerdigt werden sollten, nicht beerdigen können. Ich werde hier keine Urteile fällen. Aber es ist durchaus offensichtlich, dass auf der Ebene einzelner Länder und fast auf globaler Ebene den Menschen beigebracht wird, viele Dinge abzulehnen, die den Kern des menschlichen Lebens selbst ausmachten (die rituelle Beerdigung geliebter Menschen gehört eindeutig dazu).

Es gibt einen amerikanischen Film, in dem ein Vater einen Typen immer wieder daran hindert, seine Tochter zu küssen, weil er nicht weiß, ob der Typ infiziert ist oder nicht. Er schlägt den Typen, wirft ihn raus und so weiter. Dann, endlich, kommt der Typ in ihr Haus und sagt: „Ich habe einen Impfpass. Kann ich reinkommen?“, „Ja“, sagt der Vater, „Bitte!“ Und sie tanzen. Wird es später eine gute Ehe sein?

Sie können alle menschlichen sozialen Praktiken abschaffen oder den Menschen die Angst vor der Durchführung dieser Praktiken einflößen. Aber was passiert dann? Der Mensch ist ein soziales Tier. Sie haben diese Sozialität in höchstem Maße zerstört – was wird dann passieren? Was ist das für ein Leben in der Selbstisolation, in dieser Einsamkeit, mit der ständigen Angst, dass etwas passieren könnte und dass jemand, der Ihnen nahesteht, Ihnen schaden könnte? Verstehen Sie nicht die psychologischen, anthropologischen, existenziellen Konsequenzen?

Sie müssen sich also entweder sehr anstrengen und mühsam aus dieser Falle ausbrechen, indem Sie Ihr gestohlenes Wesen wiedererlangen, oder es ganz aufgeben. Man kann und sollte reagieren, um die restlichen Aspekte von diesem Wesen zu schützen. Verstehen Sie mich? Kann und soll! Aber diese Aktivität, die die Mehrheit der teilweise geschädigten Menschheit wahrscheinlich wählen wird, ist strategisch sinnlos. Und das wird in naher Zukunft deutlich werden.

Aber bei aller grundsätzlichen Bedeutung dieses speziellen Coronavirus-Umstandes gibt es andere Umstände, die noch offensichtlicher und äußerst bedeutsam sind.

Und ich wäre ein Lügner, wenn ich mich weigern würde, sie ausführlicher zu diskutieren.

(Fortsetzung folgt.)

 

Quelle (zum Kopieren): https://eu.eot.su/2021/02/01/das-coronavirus-sein-sinn-die-autoren-und-dessen-herren-teil-iv/

 

Das ist die Übersetzung des zweiten Artikels (erstmals veröffentlicht in der Zeitung “Das Wesen der Zeit”, Ausgabe 382 vom 20. Juni 2020 und Ausgabe 383 vom 24. Juni 2020) von Sergej Kurginyan.

 

Schreibe einen Kommentar