Das Jubiläum des Tages des Sieges über den Faschismus hat die gesellschaftspolitische Bürgerbewegung „Das Wesen der Zeit“ im Treptower Park in Berlin gefeiert. Genau wie die Jahre zuvor wurde eine Ausstellung zur Ehrung am 8. Und 9. Mai beim Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park organisiert. Falls Sie noch nie das Ehrenmal besucht haben, hier sind paar Worte darüber. Der Ehrenmal-Komplex im Treptower Park ist eine der bedeutendsten Ehrenmäler zum Sieg über den Faschismus in Deutschland. Beim Eingang befindet sich die Statue „Mutter Heimat“. Nach einer Allee von Bäumen sieht man zwei bronzene Soldatenfiguren niederknien. Diese Soldaten bewahren die Ruhe der hier begrabenen 7000 sowjetischen Soldaten. Hinter jeder Figur ist eine gebogene Fahne aus rotem Marmor. Und im Zentrum des Parks auf dem Postament ist der sowjetische Soldat-Befreier. In Soldaten-Uniform, im Stiefeln und Soldatenumhang, ein einfacher sowjetischer Soldat. In der rechten Hand hält er ein Schwert, mit dem er das Hackenkreuz zerschlagen hat. Auf der linken hat er ein kleines deutsches Mädchen, welches er vom Krieg gerettet hat.
Weder Fotos noch Texte können den überwältigenden Eindruck von diesem Ehrenmal wiedergeben. Das Ehrenmal wurde am 8. Mai 1949 eröffnet, nur 4 Jahre nach dem Sieg, als die Erinnerungen an Schrecken und Verluste noch frisch waren, als Selbstopferung, heroische Taten, Hass gegenüber dem Faschismus und Liebe zu den Menschen noch nicht verblast wahrgenommen wurden. Man spürt es mit der Haut. In jedem Detail, in jedem Birkenbaum, jeder Erinnerungstafel. Und dann kommen einem die Tränen.
Genau deswegen kommen tausende Berliner, Menschen aus ganz Deutschland, aus aller Welt, Touristen, die zufällig zu der Zeit in Berlin waren, Immigranten aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und die Menschen, die nur für diesen Tag hergereist sind, hierher. Alle haben sich hier versammelt, um an diesem Tag diejenigen, die ihr Leben gaben, um die Welt vor dem Faschismus zu retten, zu ehren und Blumen niederzulegen.
Am 70. Jubiläum des Siegestages wollten wir die Ausstellung besonders machen. Nach längerem Überlegen wurde entschieden eine Reihe von Info-Plakaten über die Heldentaten des sowjetischen Volkes während des Großen Vaterländischen Krieges sowohl in Russisch als auch in Deutsch auszustellen. Wir entschieden uns, bei der Herstellung sehr genau vorzugehen: es war sehr wichtig, dass die Plakate sowohl für das deutsche Publikum als auch die für russischen Besucher interessant wären. Aus der ganzen Masse von Fakten, Fotos und Geschichtsmaterial wurde das Wichtigste ausgewählt und mehrmals verifiziert. Der nächste Schritt war das Zusammenstellen der Plakate, sodass sie gut lesbar sind und ansprechend aussehen. Daraufhin wurden sie in die deutsche Sprache übersetzt. Insgesamt hatten wir 18 Plakate im Format DIN A1 (jeweils 9 Plakate in jeder der beiden Sprachen): 1. Die Volkswehr und die Garde-Division 2. Die Anti-Hitler-Koalition 3. Der Staat im Krieg 4. Frauen im Krieg 5. Das Heldentum des Hinterlandes 6. Die Panzerung ist hart 7. Die Schützende Flügel 8. Der Alltag unter der Besatzung 9. Sowjetische Marschalle des 2. Weltkrieges
Hier könnt ihr euch die Plakate anschauen und durchlesen. Außer den neuen Plakaten stellten wir auch welche des letzten Jahres aus, die über die Gräueltaten der Bandera-Anhänger während des Großen Vaterländischen Krieges, deren Zusammenarbeit mit den Nazis und wie sie heute in der Ukraine verehrt werden, berichten.
Die Ausstellung führten wir an zwei Tagen durch: 8., 9. Mai von 8 bis 20 Uhr. Außerdem stellten wir eine Musikanlage auf, die den ganzen Tag sowjetische Lieder, die dem Großen Vaterländischen Krieg gewidmet sind, spielte. Es ist interessant, dass immer wieder Deutsche vorbei kamen und uns baten, die sowjetischen Lieder zu spielen, die sie aus der DDR-Zeit kennen, und die ein unentbehrlicher Teil des Siegestages sind: “Der Heilige Krieg”, “Meinst du, die Russen wollen Krieg?”, “Ach, ihr Wege” etc. Es gab auch viele Anfragen von deutsch- und russischsprachigen Jugendlichen eine digitale Kopie der Lieder zu haben, die wir gern erfüllten.
Mitglieder der Wesen der Zeit hielten Reden, gratulierten alle zum Siegestag, erzählten über den Neofaschismus, der wieder in der Ukraine aufsteht. Riefen dazu auf, gegen das Böse, welches auf grundlegender Ungleichheit der Menschen gedeiht, zu kämpfen.
Spontan kamen deutsche Bürger mit der Bitte das Wort zu haben, um den herzliche Dank an das sowjetische Volk auszusprechen, und um zu bestätigen, dass es viele Deutsche gibt, die sich mit den Ereignissen in der Ukraine auskennen und die Position der deutschen Regierung nicht unterstützen. Hier ist so eine Rede:
https://www.youtube.com/watch?v=GGZFp7DscIs
Wir machten die Ausstellung im Treptower-Park schon zum dritten Mal und jedes Jahr am 8. und 9. Mai kommen mehr und mehr Menschen. Aber dieses Mal war die Menge der Besucher sogar für uns unerwartet. Einigen Schätzungen zufolge kamen an diesen zwei Tagen ca. 60 tausend Menschen um den sowjetischen Soldtaten im Treptower-Park Ehre zu erweisen.
Es kamen viele Familien, viele junge Leute in Gruppen und allein, um einen Strauß nieder zu legen. Es war wirklich eine besondere Atmosphäre.
Menschen kamen hierher um mit anderen die Freude des Sieges über den Faschismus zu teilen. Es gab ein Gefühl der Zugehörigkeit zu etwas leuchtendem und großem, zu etwas, was in der modernen deutschen atomisierten Gesellschaft sehr selten vorkommendem. Es gab noch einen weiteren aussagekräftigen Moment. Als manche unsicher angebrachte Garden-Bänder runterfielen, bemühten sich die Personen in der Nähe sofort das Band aufzuheben, damit es nicht betreten wird.
Am ersten Tag, am 8. Mai waren größtenteils nur deutsche Besucher da. Sie studierten die Ausstellung bedenklich und mit Interesse, schrieben manchmal einzelne Fragmente der Poster ab, machten Fotoaufnahmen. Sie bedankten sich für die Ausstellung, die Objektivität und Vollständigkeit der Information von unseren Plakaten. Es war sehr angenehm zu erfahren, dass einige von uns vorgestellten Fakten sogar für die DDR-Bewohner, die großes Interesse für das Thema des Zweiten Weltkrieges haben, vorher unbekannt waren.
Über den Park flatterten die roten Fahnen, Fahnen der ehemaligen Länder der Sowjetunion und der Volksrepubliken Lugansk und Donezk. Wir verteilten die Gardenbändchen, erzählten über seine Geschichte und Bedeutung für den Feiertag, sowie darüber, dass heute dieses Bändchen als Symbol des Kampfes gegen Faschismus in der Ukraine geworden ist. Außer des Garden-Bandes genoss eine große Nachfrage die russische Trikolore, mit der sich sowohl russische als auch deutsche Besucher der Gedenkstätte identifizieren wollten. In diesem Jahr verteilten wir die „Briefe von der Front“, historische Briefe der Soldaten des Großen Vaterländischen Krieges, die zum Versand durch Feldpost gefaltet waren. Viele Menschen weinten, als sie diese Briefe lasen.
Unsere Ausstellung passte harmonisch in die Festatmosphäre. Sehr viele kamen zu uns, um über das Heldentum des sowjetischen Volkes zu lesen. Geschätzt haben wir ungefähr 9.000 Garden-Bändchen verteilt, woraus man folgt, dass mindestens 10.000 Menschen unsere Poster anschauten. Nach unserem Gefühl waren ca. 60% der Besucher russischsprachig, 25% waren Bürger der ehemaligen DDR und ca. 15% waren West-Deutsche und Jugendliche, die nach der Vereinigung erwuchsen.
Es war sehr rührend, als zu uns eine junge deutsche Frau mit ihrer Tochter kam und sagte: „Stell diesem Mann deine Frage. Es sollte dir deine Frage beantworten.“ Das Mädchen, ein wenig schüchtern, zeigte auf das Denkmal und fragte: „Warum hält dieser Soldat ein Mädchen auf dem Arm? Hat er sie gerettet? Von wem?“ Wir sagten, dass der Soldat das Mädchen von bösen Menschen gerettet hat. Danach wurde sie etwas nachdenklich, fragte schließlich: „Und wieso hat er sie gerettet? Das war doch bestimmt gefährlich.“ Darauf antworteten wir: „Es ist einfach richtig, solche Mädchen wie dich zu retten und zu verteidigen“. Sie dachte noch etwas nach und sagte: „Alles klar, vielen Dank.“
Und ihre Mutter bedankte sich ebenfalls: “Danke, vielen Dank für alles“, nahm die Hand des Mädchens und ging mit ihr die Blumen dem sowjetischen Soldat niederzulegen…
Viele stellten zusätzliche Fragen nach dem Großen Vaterländischen Krieg, nachdem sie die Poster durchgelesen hatten, fragten nach Kriegs-Mythen, die sowohl der westlichen Gesellschaft, als auch der post-sowjetischen Gesellschaft aufgezwungen werden. Wir waren allerdings gut vorbereitet auf solchen Fragen und bemühten uns, diese Ammenmärchen mit Fakten und Tatsachen aus der Welt zu bringen. Dabei bekamen wir den Eindruck, dass die Menschen sich freuten, dass solche Mythen sich als propagandistische Lügen erwiesen hatten.
Es gab aber auch Zwischenfälle, als einige sich bei der Polizei darüber beschwerten, dass auf unseren Postern die Fotoaufnahmen von Stalin im Kontext des Großen Vaterländischen Krieges zu sehen waren. Aber dies ist, erstens, nicht per Gesetzt verboten, und zweitens, wurde der Inhalt der Poster vor der Ausstellung mit der Polizei abgestimmt. Egal wie sehr man es versucht, den Namen von Stalin aus der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieg auszuradieren, man wird es nicht schaffen.
Deutsche Bürger fragten uns ebenso nach derzeitigen politischen Situation in Russland und besonders in der Ukraine. Die deutschen Besucher, die am 8. und 9. Mai in den Park kamen, wussten nicht nur über den großen Beitrag der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg zu schätzen, sondern teilten auch die russische Stellung im ukrainischen Konflikt. Sie äußerten großes Interesse für die historischen Fakten und Informationen, bedauerten jedoch auch sehr, dass es zu wenig wahrheitsgemäße Information gibt, dass es sehr schwierig sei, an zuverlässige Quellen zu kommen. Viele drückten ihr Mitleid für die Bewohner von Lugansk und Donezk, die von den ukrainischen Streitkräften und nationalistischen Bataillons terrorisiert werden. Sie eilten uns mitzuteilen, dass sie Merkels Politik überhaupt nicht unterstützen und ihre Entscheidung zum 70. Jahrestag in Moskau nicht zu erscheinen zutiefst bedauern.
Es kam zu uns ein junger Mann, der in der Uniform der Streitkräfte der DDR angezogen war. Er war zu Hälfte deutsch, zu Hälfte italienisch. Die Uniform war von seinem Vater. Er freute sich sehr darüber, dass es in Berlin Menschen gibt, die nicht nur den Jahrestag des Sieges feiern und die Helden des Großen Vaterländischen Krieges ehren, sondern auch aktiv gegen den Faschismus kämpfen. Stolz erzählte er, dass die DDR Streitkräfte die erste deutsche Streitkräfte waren, die nur für den Frieden kämpften, d.h. keinen Krieg angefangen hatten. Wir tauschten Kontaktdaten und vereinbarten Durchführung von gemeinsamen Aktionen.
Natürlich wollten viele wissen, wer wir sind und was für eine Organisation wir vertreten. Mehrere Menschen wären froh, wenn sie unsere Ausstellung auch in ihrer Stadt sehen könnten. Eine Gruppe hat gefragt, wer denn diese Plakate gemacht hat. Darauf antworteten wir nur, dass fast jedes Mitglied der Arbeitsgruppe vor Ihnen steht. „Aber jemand musste doch die Plakate ausdrucken, die Stände anfertigen – das kostet doch alles viel Geld“ – wunderten Sie sich. Als wir Ihnen dann sagten, dass das alles mit persönlichen Ersparnissen bezahlt wurde, haben Sie erstmal mehrere Sekunden gebraucht, um das zu glauben. Danach bedankten sie jeden Teilnehmer.
Denjenigen, die mehr über uns erfahren wollten, haben wir Flyer in deutscher Sprache über die Geschichte der Entstehung von „Das Wesen der Zeit“, ihre Ideologie und die Tätigkeit in Deutschland verteilt. Insgesamt verteilten wir 350 Flyer und 500 Visitenkarten.
Am Abend des 8. Mai kamen Vertreter der deutschen kommunistischen und linken Organisationen. Sie organisierten eine große Kundgebung, sangen antifaschistische Lieder. Deutsche kamen bis spät in den Abend zum Ehrendenkmal.
Ein seriöser Deutscher Mann im Anzug bat uns, über uns zu erzählen. Das wurde mit so einer Art und Weise gesagt, dass es eher einem Befehl ähnelte. Wir haben ihm vorgeschlagen, ob wir über uns innerhalb weniger Minuten oder ein paar Stunden erzählen sollen. Er hat nicht einmal gelächelt und bat uns mit maximal ins Detail zu gehen. Wir haben es allerdings nur geschafft, darüber zu erzählen, dass die heutige Gesellschaft in eine Sackgasse geraten ist, dass der Humanismus immer mehr in den Hintergrund gerät, und dass für uns die einzige, wirklich mögliche Alternative der Kommunismus darstellt. Als er das Wort „Kommunismus“ hörte, unterbrach er uns unerwartet und lächelte: „Na sehen Sie, da haben wir nicht einmal die zwei Stunden gebraucht. Wunderbar, dass sie für den Kommunismus sind! Es ist schön zu sehen, dass es solche Organisationen gibt!“. Zum Abschied wünschte er uns noch: „Ich wünsche euch noch viel Erfolg bei diesem gar nicht so einfachen Weg. Und sage Ihnen ein großes Danke!“.
Am nächsten Tag, den 9. Mai, war der Eingang für Fahrzeuge bereits seit dem Morgen versperrt. Dies war notwendig wegen dem großen erwarteten Andrang von Menschen. Für viele verlängerte sich die Fahrt zum Treptower Park dementsprechend um mehrere Stunden. Dennoch kamen den ganzen Tag über Menschen zum Ehrenmal. Es gab so viele Menschen, dass sich große Schlangen bildeten, um Blumen beim Denkmal niederzulegen, und um unsere Infotafeln durchzulesen und ein Georgsband zu bekommen. Unsere „Das Wesen der Zeit“ Zeitung genoß ebenfalls großes Interesse. Selbst als wir sagten, dass die Zeitung kompliziert ist, mehr auf einem Lehrbuch ähnelt, meinten die Menschen, dass das sogar besser sei, da leere Neuigkeiten schon allen auf die Nerven gehen.
Und ja, bezüglich der Neuigkeiten. Die deutsche Massenmedien waren nicht so erpicht darauf, eine alternative Meinung darzustellen. Der größte Teil der Presse kam nur am 8. Mai zum Treptower Park. Sie haben, so gut es ging, versucht, sowohl unsere Ausstellung, als auch die viele Besucher darum nicht zu bemerken. Die Journalisten der Deutschen Welle, die man direkt gefragt hat, ob sie Bilder von unserer Ausstellung mit in ihre Reportage einbeziehen wollen, haben einfach gesagt, dass das für sie nicht besonders interessant sei. Normale Menschen und unabhängige Blogger jedoch, fotografierten uns und unsere Ausstellung, führten Interviews durch.
In der ersten Tageshälfte baute sich eine Kolonne des „Unsterblichen Regiments“ mit Fotos von ihrer Vorfahren auf, die gegen den Faschismus kriegten.
In der zweiten Tageshälfte bauten die Mitglieder des „Wesen der Zeit“ ebenfalls eine Kolonne auf und marschierten zum Denkmal des Soldaten-Befreiers, um Blumen niederzulegen. Besondere Aufmerksamkeit zog die Flagge der DNR auf sich, die wir zur Blumenniederlegung mitgenommen haben. Viele Leute baten, sich damit fotografieren zu lassen.
Am Abend, als es schon zu dämmern anfing, hörten die Menschen dennoch nicht auf, den Park zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt gingen uns bereits die Georgs-Bändchen aus, was viele Besucher traurig machte. Als wir Ihnen dann erzählten, dass wir ungefähr 9. Tausend Georgs-Bändchen verteilt haben, wurden sie fröhlicher. Bis zur letzten Minute unserer Aktion waren Besucher an unseren Ständen, die aufmerksam unsere Informationsplakate lasen und mit uns über den Krieg, den Kommunismus und der Zukunft redeten.
Zum Abschluss können wir nur sagen, dass die Feier des 70-Jahrestages des Sieges über den Faschismus dieses Jahr besonders groß war. Zum Treptower Park kamen eine riesige Menge von Menschen, sowohl Deutsche als auch russisch-sprechende. Viele der Besucher fanden unsere Ausstellung über die Heldentaten des sowjetischen Volkes und unsere Organisation „Das Wesen der Zeit“ sehr interessant. Die Deutschen, und zwar nicht nur die DDR-Bürger, sondern auch die deutsche Jugend äußerten uns ihre Unterstützung, meinten dann auch, dass sie nicht nur keinen Krieg mit Russland wünschen, sondern eine Zukunft Deutschlands nur im Rahmen von Freundschaft mit Russland sehen.Die deutsche Abteilung von „Das Wesen der Zeit“, 9. Mai 2015PS: Den größten Teil der Fotos können Sie
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